Im Spinnkurs

Eine Sache, die ich schon lange einmal lernen wollte, ist Spinnen. Mangels Zeit und Gelegenheit hab ich das immer wieder aufgeschoben – bis eine Bekannte mir vor ein paar Wochen den Link zu den Spinnkursen von Frau Tansil am Myrahof zukommen hat lassen. Ich hab nicht lange gefackelt, sofort einen Anfängerkurs gebucht und prompt den letzten freien Platz bekommen. Der Kurs hat gestern stattgefunden und war absolut spitze!

Im alten Myrahof ist ein Raum über den Pferdestallungen zu einem urgemütlichen Spinnzimmer eingerichtet worden. Frau Tansil, wahre Meisterin ihres Fachs, hat uns voll nett empfangen, gut verpflegt und uns nach einer kurzen Einführung über die Geschichte des Spinnens, die verschiedenen Fasern und Spinnwerkzeuge gleich an die Spinnräder gebeten. Schon nach ein paar Minuten hatten wir drei Schülerinnen „den Dreh heraußen“ und die richtigen Pedal-Rhythmus für die gleichmäßige Bewegung der Spinnräder gefunden.

Spinnrad

Dann wurde es natürlich schwieriger. Je nach verarbeiteter Faser und damit verbundener Faserlänge mussten die Wollvliese im richtigen Tempo ausgezogen, gesponnen und an die Spule übergeben werden. Als Anfängerinnen haben wir zu Beginn „Effektgarn“ mit dicken Knubbeln drinnen hergestellt, aber schon bald ist der Faden regelmäßiger und der Spinnvorgang flotter geworden. Von der Koordination her ist dies am Anfang eine wirkliche Herausforderung und Konzentrationsübung: Korrekte Menge Faser in der richtigen Länge aus dem Vlies ziehen, das Schwungrad in der passenden Geschwindigkeit drehen, mit dem Daumen den Faden zum gleichmäßigen Drall verhelfen und regelmäßig und konstant in die Spulen füttern.

Rotierende Spule am Spinnrad

Garnspule am Spinnrad

Jeder hat eine Spule oder mehr an verschiedenen Materialien (verschiedene „normale“ Schafwollen, Merino etc.) versponnen, die sich auch extrem stark in der Verarbeitungsschwierigkeit unterscheiden.

Danach ging es ans Zwirnen. Zum einen haben wir die einfache Variante probiert, bei der die gesponnenen Fäden zweier Spulen am Spinnrad auf einen Faden zusammengezwirnt werden. Und zum anderen das Navajo-Zwirnen, bei dem der Faden einer Spule zu einem Dreifach-Garn gezwirnt wird. Letzteres war eine ziemliche Herausforderung, die wir aber letztendlich auch alle gemeistert haben.

Zwei Garnspulen beim Verzwirnen

Das fertige Garn wird schließlich von der Spule in Garnstränge gewickelt und sollte dann noch in ein Entspannungsbad gelegt werden. Das mach ich heute Nachmittag: Wolle in ca. 50 Grad warmem Wasser mit etwas Wollwaschmittel etwa eine Stunde einlegen, vorsichtig durchbewegen und dann herausnehmen und im Strang durch Drehen trockenschleudern. Dann trocknen lassen und weiter verarbeiten.

Garnstrang erstellen

Fertiger Garnstrang

Mir hat das Spinnen gestern so gefallen, dass ich spontan gleich ein praktisches Reisespinnrad bestellt habe. Verdammt, schon wieder ein neues Hobby. Ich brauch bald einen „Zeitscheißer“. 😀

Fertige Garne