Flechten mit Altpapier

Obwohl es in diesen digitalen Zeiten schon fast anachronistisch anmutet, haben wir immer noch eine Tageszeitung abonniert. Ja, ich weiß, im Grunde ist das Ressourcenverschwendung, aber ich möchte das tägliche Blatt beim Frühstück oder im Zug nicht missen. Abgesehen davon wandert bei uns kaum ein Stück alte Zeitung zum Altpapier: Im Winter wird damit der Ofen angeheizt, im Frühjahr werden Pflanztöpfe daraus gefertigt und beim Mulchen im Garten dient das Zeitungspapier als lichtdichte Unterschicht. Und jetzt hab ich noch eine schöne Verwertungsmöglichkeit entdeckt: Flechtwerk aus alten Zeitungen.

Darauf gestoßen bin ich über einen Pinterest-Eintrag, worauf ich mir ein einschlägiges Buch gekauft und gleich losgelegt habe. Das Ergebnis sind erstaunlich stabile und wirklich attraktive Untersetzer, Körbe, Taschen uvm.

So geht’s:

Man zerschneidet einen großen Zeitungsbogen horizontal in drei gleich breite Streifen – am besten im Stapel, dann geht das ganz schnell. Dann setzt man eine Stricknadel am linken unteren Eck in einem Winkel von etwa 30 Grad an und rollt den Streifen straff auf. Das letzte Eck wird mit einem Tupfen Kleber fixiert, damit sich die Papierstange nicht wieder entrollt.

Vorbereitete Zeitungsstreifen zum Aufrollen

Aufrollen der Zeitung auf einer Stricknadel

Am besten fertigt man gleich eine größere Zahl dieser Papierstangen, damit das Flechten dann schnell von der Hand geht.

Fertige Papierrollen zum Flechten

Mit über Kreuz gelegten Rollen beginnt man nun mit dem Boden des Werkstücks. Ich hab die Streben doppelt ausgelegt um etwas mehr Stabilität zu erreichen.

Papierflechten - der Boden des Werkstücks

In dieses Erstgeflecht hab ich nun rundenweise den Körper des Übertopfs hochgezogen – mit zwei Rollen immer über Kreuz, was die Stabilität nochmals erhöht hat. Ich glaube, man nennt dies Fitzen. Hier hab ich eine schöne Anleitung dazu gefunden: http://www.kulturverein-deberndorf.de/kvd_weidenflechten.htm.

Die Rollen werden dabei immer wieder verlängert, indem man eine Seite einer neuen in das Ende der bereits verflochtenen einschiebt. Hier ist es von Vorteil, wenn die Rollen auf einer Seite eine Spur enger gerollt sind als auf der anderen.

Das Ergebnis des ersten Versuchs war ein netter Blumenübertopf, der nun eine meiner Aloen ziert. Ein kleiner Plastikuntersetzer versteckt sich innen am Boden um überschüssiges Gießwasser aufzufangen.

Fertiger Übertopf aus Altpapier

Blumentopf aus Altpapier

Natürlich kann man das Ganze auch noch anstreichen oder anderweitig verzieren. Der Fantasie sind da echt keine Grenzen gesetzt.

Ich möchte nun noch größere Körbe für meine zahlreichen Wollvliese und Kammzüge zum Spinnen fertigen. Interessieren würde mich auch, ob man diese Papierflechtwerke nicht auch durch mehrfaches Tauchen in z.B. dickes Zement-Wasser haltbarer und auch außen-tauglich machen könnte. Auch das werde ich probieren, sobald ich wieder draußen herumwerkeln kann, und hier darüber berichten.


Nachtrag: Größerer Wollkorb fertiggestellt und für gut befunden …

Wollkorb aus Altpapier, leer

Wollkorb aus Altpapier, gefüllt