Hydrolate destillieren bei Monika

Gestern hat endlich wieder ein Treffen unserer Kräutermädels stattgefunden, diesmal zum Destillieren bei Monika. Es war, abgesehen von der Freude meine Freundinnen wiederzusehen, wie immer total spannend und lehrreich. Heimgegangen sind wir reich beschenkt mit tollen Pflanzenhydrolaten, Cremes und kulinarischen Highlights. Danke Monika!

Hydrolate, oft auch Pflanzenwässer genannt, sind quasi die „sanften Schwestern der ätherischen Öle“. Sie entstehen ebenfalls bei der Wasserdampfdestillation von Pflanzenteilen und enthalten deren wasserlösliche Inhaltsstoffe, wobei etwaige fettlösliche, flüchtige ätherische Öle zu Beginn noch im Hydrolat gelöst sind und sich nach kurzer Zeit absetzen.

Wir haben die ätherischen Öle nicht abgeschöpft und alles in den Hydrolaten belassen, was sie gehaltvoller macht und auch deren Haltbarkeit erhöht. Manche Pflanzen haben auch keine ätherischen Öle, wie z.B. Akazie, Gänseblümchen oder Ringelblume.

Die milden Pflanzenwässer sind super Hilfsmittel in der Hausapotheke und können auch bei empfindlichen Menschen, Kindern, Schwangeren etc. angewendet werden. Auch für hausgemachte Kosmetik sind sie eine wunderbare Zutat, ebenso in der Küche zum Aromatisieren von Eis, Getränken und auch Speisen.

Wir haben im ersten Durchgang in Monikas Leonardo-Destille duftende Rosenblüten aus unseren eigenen Gärten destilliert. Das Ergebnis waren etliche Flaschen hochwertiges Rosenwasser, das wir anschließend teilweise zu Cremes weiterverarbeitet haben. Diese Bauform der Destille ist übrigens tatsächlich nach Leonardo da Vinci benannt, der schon damals nach diesem Prinzip arbeitete.

Der zweite Destillationsvorgang hat uns durch ein Missgeschick einen super Melissengeist beschert. Statt dem destillierten Wasser aus der bereitstehenden Getränkeflasche haben wir in der Hitze des Gefechts versehentlich den Wodka (bereitstehend zum Desinfizieren und Reinigen) in die Brennblase gefüllt. Als die ersten Tropfen des vermeintlichen Melissen-Hydrolats aus dem Kühlschlauch tropften, haben wir uns schon gewundert, wo die „Schärfe“ herkommt, bevor sich kurz darauf alles aufgeklärt und für Heiterkeit gesorgt hat. Trotzdem ist das Endergebnis super und brauchbar.

Zu guter Letzt haben wir noch Rosengeranien durch die Destille geschickt, ebenfalls mit bestem Ergebnis. Ich bin davon so begeistert, dass ich ernsthaft überlege, mir eine größere Destille anzuschaffen. Die Unmengen an Minze, Melisse und Duftrosen, die unser Garten jedes Jahr abwirft, könnten so super verwertet und konserviert werden. Ich koche fast jeden Tag, weshalb sich hier ein breites Anwendungsfeld auftut. Und auch als Gesichtswasser, Raumsprays und Wasserphasen für Cremes sind die Hydrolate bestens verwendbar.

Zwischen den Destillationsvorgängen wurden wir von Monika fürstlich verpflegt, u.a. mit einem Glas Sekt, dem mit Hydrolat-Eiswürfeln ein extrem feiner Geschmack verpasst wurde. Und mit einem Dessert, das wohl zum Besten gehört, was ich jemals gegessen habe. Mehr dazu weiter unten.

Auch sind für jeden maßgeschneiderte Kosmetika und Duftsprays entstanden. Neben den puren Hydrolaten hab ich folgendes mit nach Hause genommen:

Nervennahrung – ein wunderbarer Raumspray

30 ml Basilikumwasser
10 ml Zitronenverbenenwasser
10 ml Melissenwasser
6 Tropfen ätherisches Neroliöl

Alles in eine kleine Pump-Sprühflasche füllen, gut verschütteln und genießen.

Schüttel-Lotion – ein Hautschmeichler

15 ml Mädesüßhydrolat
15 ml Nachtkerzen-Öl
4 Tropfen ätherisches Geranium-Öl

In eine Spenderflasche füllen, kühl lagern und vor jeder Anwedung gut verschütteln, da sich die Komponenten immer wieder trennen. Sehr angenehm auf der Haut!

Sommernachtstraum – Creme mit Traum-Konsistenz und -Duft

Wasserphase:

40 ml Lindenblüten-Hydrolat

Fettphase:

3 g Bienenwachs
10 g Lanolin
15 ml Jojobaöl
15 g Mandelöl
3 g Kakaobutter

Fette sanft schmelzen, Hydrolat erwärmen und – wenn beide Teile rund 60 Grad haben – lange mit dem Mixer rühren, bis beide Phasen eine schöne Emulsion bilden. Das hat bei uns ganz schön lange gedauert. Ihre endgültige Konsistenz bekommt die Creme dann allerdings erst nach dem Abfüllen und kompletten Abkühlen. Vorher sollte man noch etliche Tropfen ätherisches Öl zugeben, wenn die Masse schon relativ kalt ist. Wir haben Mandarine, Zitrone, Atlaszeder und Vanille genommen. Super!

Und zu guter Letzt noch das absolute kulinarische Highlight des Tages, besonders für Feinschmecker wie mich … die

Weiße Sünde – ein Schoko-Minze-Traum

300 g weiße Schokolade
500 ml Schlagobers
2 Eier
5 EL Minzhydrolat

Schokolade im Wasserbad schmelzen, etwas abkühlen lassen und die Eier sämig einrühren. Das Schlagobers steif schlagen und in die Schokomasse untermengen. Zum Schluss das Hydrolat einrühren, in Gläser füllen und gekühlt servieren. Waaahhhh, so gut! Mehr als eine Sünde wert! 🙂

Alles in allem war es wieder einmal ein wunderbares Treffen. Viel gemacht, viel gelernt, gut unterhalten, gut gegessen – besser geht’s nicht.
Ich hab immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich von den Treffen so reich beschenkt nach Hause fahre. Mädels, ihr seid super! ♥

In der ganzen Geschäftigkeit hab ich komplett darauf vergessen, Fotos zu machen. Daher hier nur eine Zusammenstellung meiner Schätze:

Meine Hydrolat-Schätze

Zum Thema Wasserdampfdestillation von Pflanzen – Vorgang, Technik, Chemie etc. – plane ich in den nächsten Wochen noch einen eigenen Beitrag.