Aloe Vera im Überfluss

Wie ja schon letzte Woche eingestanden, hab ich einen ausgeprägten Pflanzen-Tick. Jeder noch so kleine Sprössling erscheint es wert, ausgiebig verhätschelt zu werden. Und meine großen Aloen geizen nicht damit: Jede bringt im Laufe einer Saison Dutzende Ableger hervor, weshalb mittlerweile locker 20 bis 25 Pflanzen Haus und Garten in Beschlag nehmen. Nun wird’s platztechnisch wirklich Zeit, sich von einigen zu trennen. Also hab ich recherchiert, wie man die wertvollen „Innereien“ der Pflanze am besten konserviert und verwertet.

Die Aloe Vera ist als Heilpflanze seit Tausenden vor Jahren bekannt und geschätzt. Im Himalaya-Gebiet wird sie angeblich „Kumari“ (die lebende Göttin), in Mexiko „Sábila“ (die Wissende), und bei uns manchmal „Pflanze der hundert Wunder“ genannt. Der Name „Wüstenlilie“ weist auch auf ihre botanische Herkunft hin – sie ist eine Lilienart. Das Wort „Aloe“ kommt dabei aus dem Arabischen und bedeutet „bitter“.

Aloe Pflanze

Prinzipiell enthält die Aloe-Pflanze neben zahlreichen Sacchariden  (z.B. dem wertvollen Acemannan), Aminosäuren und Enzymen das sogenannte Aloin, das stark abführend wirkt und in standardisierter Form daher auch als Abführmittel Verwendung findet. Es ist außerhalb des fleischigen Wasserspeichergewebes im gelben Saft unter der Blattrinde eingelagert. Möchte man das gewonnene Gel später essen oder trinken, so sollte man darauf achten, diese Teile sorgfältig wegzuschneiden. Für kosmetische, äußere Anwendung kann man im Grunde die gesamte Pflanze verwerten.

Aloin-haltiger Aloe-Saft

Schneidet man das Gel – sprich das fleischige Wasserspeichergewebe – aus den Blättern heraus, so sollte man es zügig verarbeiten. Es oxidiert an der Luft sehr schnell, wird dabei braun und unansehnlich.

Am besten geht man bei der Ernte meinen Recherchen nach folgendermaßen vor:

Die Blätter unten an der Basis sauber abschneiden und nach Möglichkeit vertikal aufstellen, damit der gelbe Aloin-haltige Pflanzensaft komplett auslaufen kann. Das funktioniert auch gut in einem Glas Wasser. Dann zerschneidet man sie in kompakte Stücke, halbiert sie der Länge nach und holt das wertvolle Gel vorsichtig mit einem Löffel heraus. Alternativ kann man die Schale auch mit einem scharfen Messer der Länge nach abtrennen und die Gelstücke so quasi „filetieren“.

Filetiertes Aloe-Gel

Dieses Gel kann man relativ problemlos portionsweise einfrieren. Ich hab auch Hinweise gefunden, dass man ganze Blätter in die Tiefkühltruhe stecken kann, aber dann scheint mir die weitere Verarbeitung doch eher mühsam. Nach dem Auftauen ist sicher alles extrem lasch, wenn nicht sogar gatschig. Im Kühlschrank dürfte das separierte Gel nur wenige Tage halten. Den ganzen Blättern würde ich gekühlt rund zwei Wochen Haltbarkeit zugestehen.

Allerdings kann man das frische Gel durch Verrühren mit Vitamin C und E und eventuell etwas ätherischem Öl so konservieren, dass es gekühlt mehrere Wochen lang hält und ein sehr angenehmes Pflegegel ergibt. Dazu hab ich folgendes Rezept gefunden:

50 ml Aloe-Gel mit
500 mg Vitamin C,
400 IU Vitamin E und
10 oder mehr Tropfen ätherischem Lavendelöl verrühren.

Auch in Weingeist kann man das Aloe-Gel angeblich konservieren, wobei ich mich hier allerdings frage, wie und wofür man das dann weiter verwendet.

Generell muss man festhalten, dass die großen, alten Blätter natürlich mehr Inhaltsstoffe enthalten als die jüngeren. Und leider auch, dass durch die bei uns nicht optimalen Umgebungsbedingungen nicht der volle Wirkstoffgehalt wie in den Ursprungsländern erreicht wird.

Wie kann man das Gel nun verwenden? Äußerlich hilft es bei leichten Verbrennungen, wirkt schmerz- und entzündungshemmend (z.B. auch bei Krampfadern) und kann angeblich bei Akne Narbenbildung verhindern. In der Körperpflege kann man es als Feuchtigkeitsspender in Form von Cremen und Masken anwenden.

Innerlich wird die Einnahme in der Volksmedizin vielfach bei allerlei Symptomen empfohlen. Es gibt dafür allerdings keine gesicherten Wirksamkeitsnachweise. Zum Erzielen einer abführenden Wirkung sollte besser auf im Handel oder in Apotheken erhältliche standardisierte Präparate zurückgreifen. Es werden auch Saft-Produkte angeboten, die durch spezielle Herstellungsprozesse nahezu frei von Antrachinonen (u.a. Aloin) sind. Aber auch die soll man angeblich nicht in höheren Dosen oder über einen längeren Zeitraum einnehmen. Und vor allem keinesfalls während einer Schwangerschaft, da sie vorzeitige Wehen auslösen können! Fazit: Selbst geerntete Aloe also besser nur äußerlich anwenden, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte.

Auch zur Seifenherstellung kann Aloe-Saft bzw. Gel verwendet werden. Hier beispielsweise ein einfaches Rezept für Glyzerinseifen ohne Sieden:
https://bessergesundleben.de/natuerliche-seife-aus-aloe-vera-und-honig/
Und ein wenig aufwändiger mit Lauge:
https://bessergesundleben.de/feuchtigkeitsspendende-aloe-vera-seife-selber-machen/
oder
http://seifenliebhaberin.blogspot.co.at/2015/07/seife-mit-aloe-vera-gel-und-sheabutter.html
oder (ganz nach unten scrollen):
http://naturseife.com/Seifenrezepte/neue_seifenrezepte.htm

Ich werd auf jeden Fall mit Seifen experimentieren, sobald ein bisschen Zeit bleibt. Und die eine oder andere Hautcreme wird auch gerührt. Essen werde ich das Gel sicherheitshalber nicht – bei dem Geschmack müsste es außerdem schon seeeehr gesund sein, dass ich mir das regelmäßig antun würde. 😀