Ätherische Öle

Gestern stand endlich wieder einmal ein Treffen der „Kräutermädels“ auf dem Programm – diesmal bei Karin, unserer Aromatherapie-Spezialistin, im Burgenland. Wir haben viel gelernt und den ganzen Tag gewerkelt wie die Wilden. Entstanden sind wunderbare Duftmischungen in Form von Aromarollern, Körperölen, Raumsprays u.v.m.

Ich hab zwar ein paar Fläschchen ätherischer Öle zu Hause, diese aber bisher wirklich nur zum einfachen Beduften von selbstgemachten Seifen und Cremes verwendet, wo sie zusätzlich auch die Haltbarkeit der Produkte verbessern. Aber um die Wirkung der Düfte an sich hab ich mich dabei nie gekümmert. Dabei ist diese wirklich phänomenal.

Prinzipiell werden ätherische Öle von den Pflanzen zur Abwehr von Bakterien und Pilzen erzeugt, was die entsprechende desinfizierende und damit auch konservierende Wirkung erklärt. Nun sind jedoch bei den meisten Ölen noch lange nicht alle Wirkstoffe bekannt. Deshalb ist es auch schwierig, bestimmte Wirkungen einem einzelnen Stoff zuzuschreiben. Beim Rosenöl beispielsweise sind 120 der rund 550 Inhaltsstoffe noch nicht identifiziert! Nicht zuletzt deshalb sollte man die Öle unbedingt mit Vorsicht und Zurückhaltung anwenden. Mit Ausnahme weniger Sorten (z.B. Lavendel), sollten ätherische Öle niemals unverdünnt mit der Haut in Kontakt kommen. Und auch bei bestimmten Allergien ist Vorsicht geboten.

Der Geruchssinn ist unser ältester Sinn und direkt mit dem Gehirn verbunden. So nehmen die Wirkstoffe der ätherischen Öle über die Riechzellen direkt auf unser limbisches System Einfluss, wo emotionales Verhalten, Gedächtnis, aber auch Atmung, Schlaf und Kreislauf gesteuert werden. Das erklärt z.B. die stark anregende oder beruhigende Wirkung verschiedener Ölmischungen.

Ätherische Öle sind per se fettlöslich und werden daher gut über Haut und Schleimhäute aufgenommen. Dies ist über Blutkreislauf und Lymphsystem ein sehr direkter Weg, auf dem sie auf körperlicher Ebene ihre Wirkung entfalten, während sie über den Geruchsinn eher auf die Psyche wirken. Als 100% naturreine Stoffe können die Aromaöle vom Körper sehr gut verarbeitet und ohne Probleme wieder ausgeschieden werden. Als zeitliche Richtwerte hab ich folgende Angaben gefunden: Die Wirkung entfaltet sich nach rund 7 bis 15 Minuten, die Ausscheidung über Niere, Haut und Lunge dauert rund eine halbe Stunde bis maximal vier Stunden.

Der ganze in der Phytotherapie angesiedelte Themenkreis wird immer mehr auch wissenschaftlich analysiert, mit teilweise erstaunlichen Erkenntnissen (z.B. Jasmin als Valiumersatz). Bei der Anwendung daheim sollte man auf jeden Fall den Grundsatz „Weniger ist mehr“ berücksichtigen. Ätherische Öle sind potente, hochkonzentrierte pflanzliche „Chemieprodukte“, die (mit wenigen Ausnahmen) niemals pur mit der Haut in Kontakt kommen sollten.

Anwendbar sind die natürlichen Duftöle auf vielfältigste Weise. So können sie sogar zum Kochen als Aromageber verwendet werden, zur Raumbeduftung mittels Sprays, Duftlampen, Dufttüchern und Verneblern, aber auch direkt am Körper für Bäder, Pflegeöle etc.

Die im Handel erhältlichen Öle sind so zahlreich wie ihre Wirkung. Stellt man Aromaroller oder Körperöle her, so werden wenige Tropfen davon mit einem Trägeröl gemischt, dessen Beschaffenheit und Wirkung den gewünschten Effekt zusätzlich unterstützen sollte. Am besten informiert man sich über die grundlegenden Eigenschaften der einzelnen Öle, stellt sich zwei bis drei passende Kandidaten für das gewünschte Produkt zusammen und riecht gleichzeitig an den offenen Flaschen-Deckeln. Man merkt sofort, ob eine Kombination zusagt oder eher noch adaptiert werden sollte. Ich hab mir bei Karin folgende drei Produkte kreiert, von denen ich sehr begeistert bin:

„Schlaf-Roller“

10 ml Wildrosenöl
4 Tropfen (TR) Immortelle
4 TR Fenchel
2 TR Guajaka-Öl

Wildrosenöl wirkt pflegend, regenerierend und entzündungshemmend und ist auch innerlich bei Schlafstörungen, Stress-Symptomen und Burnout anwendbar.
Immortelle entspannt tief, Fenchel ebenso und Guajaka hab ich gewählt, weil ich mich den ganzen Tag in dem Geruch wälzen könnte – so gut! 🙂

Beintonikum „Flotte Beine“

100 ml Rosmarin-Auszug in Olivenöl
4 TR Tonka
5 TR Lemongras
6 TR Zitrone

Das Rosmarinöl wirkt adstringierend und krampflösend, die Tonka erheiternd und auch erotisierend und die Zitrusöle haben erfrischende und kühlende Eigenschaften.

„Herzwärmer“-Roller zum Herunter- und Ankommen

5 ml Jojobaöl
3 TR Mandarine rot
3 TR Kardamom
3 TR Anis

Anis wirkt beruhigend, Kardamom erwärmt die Seele und Mandarine rot hebt die Stimmung ohne aufzuregen. Perfekt für einen gemütlichen Abend.

Abgesehen davon, dass es wieder einmal ein wunderbarer, entspannter Tag mit den Mädels war, den ich schon dringend notwendig hatte, hab ich nun wieder ein neues Thema zu beackern, das mir ziemlich taugt. Die Mischungen sind schnell gemacht – in kleinen Mengen am besten maßgeschneidert auf die Situation, die man gerade behandeln möchte. Das macht das Ganze zeitsparend, effizient und durch die Schulung des Geruchsinns auch zu einem sehr attraktiven Hobby, wie ich denke. Da mein Geburtstag eh bald ansteht, hab ich beschlossen, mich selber mit einem Basis-Set an Ölen und einem Einsteiger-Fachbuch zu beschenken. Da stehen uns wohl „dufte Zeiten“ bevor. 🙂

P.S.: Ein herzliches Dankeschön an Karin für die Organisation des Treffens und die super Verpflegung!