Sondermüll zur Körperpflege?

Der arge Sturm draußen hat dieses Wochenende jede Tätigkeit im Freien verhindert, weshalb ich es mir ausnahmsweise einmal vor dem Rechner gemütlich gemacht und einige Ingredienzien in herkömmlichen Kosmetika recherchiert habe. Uiuiui! Bei manchen Cremes hat man danach das Gefühl, man schmiert sich chemischen Sondermüll ins Gesicht.

Bei der Verteilung der Eitelkeit hab ich gefehlt, wie’s aussieht, weshalb ich außer Seife, Shampoo, einer Gesichtscreme und einer Lippenpflege auch kaum anderes Körperpflege-Zeugs verwendet habe und verwende. Zum Glück, obwohl es auch diese „einfachen“ Produkte durchaus in sich haben.

Ein Beispiel: Meine Gesichtscreme enthält Parabene (meist als Konservierungsmittel eingesetzt), die im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein.
Wikipedia:

Eine EU-Untersuchung hat festgestellt, dass Phthalate, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Parabene den Hormonhaushalt von männlichen Föten und Kindern stören können und so zu einer Feminisierung führen könnten.

Das Problem sind dabei vermutlich nicht die kleinen Mengen, die man sich täglich mit der Hautcreme ins Gesicht schmiert, sondern eher die Summe der auch aus anderen Quellen aufgenommenen Parabene und die Anreicherung im Körper. 2013 wurde in einer Veröffentlichung beispielsweise darauf hingewiesen, dass in Brustkrebstumoren genug hormonell wirksame Parabene gefunden wurden um in vitro Zellen entarten zu lassen. Ich frag mich nur, warum man dann nicht vorsorglich auf das Zeugs verzichtet?

Sehr interessant war auch der Blick auf die Reste meines Haarshampoos. Zum ersten Mal hab ich nachgesehen, was Sodium Laureth Sulfate ist, das bei vielen Produkten fast an erster Stelle der Zutatenliste steht und damit einen großen Anteil der Rezeptur ausmacht. Laut fast allen Quellen, die ich gefunden habe, ist dies ein stark irritierendes Tensid – auch die Wikipedia-Seite weist darauf hin:

SLES gilt als hautreizend und kann zu einer Austrocknung der Haut führen. Für die SLES gelegentlich unterstellte karzinogene (krebserregende) Wirkung liegen keine wissenschaftlichen Belege vor.

Ähem … wieso kann es sein, dass ein Shampoo als zweitgrößten Anteil nach Wasser eine als hautreizend bekannte Substanz enthält? Geht’s noch?

Und auch die Herstellung des Stoffs ist durchaus bedenklich, wie ich mehreren Webportalen entnehmen konnte:

Bei der Herstellung von Sodium Laureth Sulfate entsteht krebserregendes Dioxan, das in den 1980er Jahren in extrem hohen Mengen in Reinigungs-Produkten nachgewiesen werden konnte. Die Kommission für kosmetische Erzeugnisse am Bundesgesundheitsamt hat daraufhin veranlasst, dass die Hersteller den Produktionsprozess verändern mussten, um die Menge drastisch zu reduzieren. Ein Restgehalt von maximal 10 mg Dioxan pro Kilo Erzeugnis gilt als technisch nicht vermeidbar und wird als gesundheitlich unbedenklich eingestuft, so dass ein mögliches Krebsrisiko durch Sodium Laureth Sulfate heutzutage vom Tisch sein soll. Trotzdem kommt es leider immer mal wieder vor, dass Kosmetikprodukte diesen Grenzwert überschreiten – wie zuletzt das Kindershampoo „Disney Princess“, das im Dezember 2012 zurückgerufen werden musste.

Nicht super, zumal gerade Kinderprodukte frei von jedem chemischen Risiko sein sollten.

Auch Polyquaternium klingt nach einem interessanten Inhaltsstoff. Posititv geladen legt er sich wie eine Kunstoffschicht ums Haar und macht es dadurch leichter kämmbar. Leider haftet die Chemikalie dort aber sehr gut und so wird die Schicht bei jeder Haarwäsche ein bisschen dicker bis das Haar so strähnig wird, dass es fast täglich nach einer Wäsche verlangt. Sehr fein – dafür kann man auf der Packung dann aber auch mit „0% Silikone“ werben. Biologisch abbaubar ist das Zeugs übrigens auch nicht.

Sehr spannend war auch ein Blick auf eine (sündteure) Sonnenschutzcreme aus der Apotheke, die wir vor einiger Zeit geschenkt bekommen haben. Sie enthält Oxybenzone (INCI Bezeichnung Benzophenone-3), das zwar laut Kosmetikverordnung als UV-Schutz zugelassen, gleichzeitig jedoch als Allergieauslöser bekannt ist und zudem photosensibilisierend wirkt. Ja, richtig gelesen – der UV-Schutz macht die Haut erst recht empfindlich gegenüber der Sonneneinstrahlung. Kein Wunder, dass viele Leute dann mit „Mallorca-Akne“ vom Urlaub zurückkommen.

Zum Glück bin ich von all dem Zeug bisher weitestgehend verschont geblieben – vor allem vermutlich auch deshalb, weil ich weder Körpercremes noch Sonnenschutz verwende, wobei der Grund für’s Weglassen bisher eher einfach Faulheit war. Es ist mir einfach zu mühsam, vor dem Rausgehen zur Sonnenschutztube oder nach dem Duschen jedes Mal zur Körperlotion zu greifen. Zum Glück. In Zukunft gibt’s definitiv einen anderen Beweggrund für den Verzicht. Was die Hersteller einem da auftischen grenzt meines Erachtens an Verarschung wenn nicht an Körperverletzung, und – ehrlich gesagt – eine Creme aus Olivenöl und Bienenwachs oder Milch, oder eine selbstgemachte Seife tut’s ja im Notfall auch. 🙂