Rhabarber – das Warten hat sich gelohnt

Vor eineinhalb Jahren hab ich einen jungen Rhabarber-Stock in den Gemüsegarten gesetzt und ihn seither ganz nach „Vorschrift“ in Ruhe gelassen und nicht bzw. kaum geerntet. Dadurch hatte die Pflanze Zeit, ihre unterirdischen Knollen zu kräftigen und zu verbreiten.
Jetzt ist es endlich soweit. Der Rhabarber treibt aus wie wild, hat schon jede Menge dicke, saftige Stiele und versucht nebenbei auch einen Blütenstand nach dem anderen in die Höhe zu treiben. Diese muss ich ihm aber leider kappen, weil sie ihm zuviel Energie kosten und die Ernte schmälern würden. Aber auch sie sind verwertbar und schmecken beispielsweise sehr fein im Salat.

Der Rhabarber gehört zur Familie der Knöterichgewächse und stammt ursprünglich aus dem Himalaja. Geerntet und verwendet werden nur die Blattstiele – die Blätter sind ungenießbar und können beim Verzehr zur Erbrechen und Kreislaufproblemen führen. Auch bei den Stielen ist jedoch eine gewisse Vorsicht geboten. Sie enthalten sehr viel Oxalsäure, weshalb nieren-, gicht- und rheumakranke Personen und auch Kinder die Pflanze nicht bzw. nur in Maßen genießen sollten. Nebenbei bemerkt wirkt diese Säure auch kalziumzehrend. Sie ist auch der Grund, warum man Rhabarber nicht roh essen sollte. Milchprodukte neutralisieren einen Teil der Säure und sind daher für Nicht-Veganer empfehlenswerte Zutaten in Rhabarber-Gerichten.

Da sich der Gehalt an Oxalsäure mit fortschreitendem Wachstum erhöht, wird traditionell nur bis zum 24. Juni, dem Johannistag, geerntet. Zudem braucht die Pflanze auch Zeit, sich bis zum Einziehen im Herbst wieder zu erholen.

Sobald die Stängel eine glatte Oberfläche haben und nicht mehr gewellt sind, kann man sie durch vorsichtiges Herausdrehen aus dem Stock ernten. Ich werde sicher einige Portionen einfrieren, was ganz problemlos ohne Blanchieren möglich ist, wie ich heute gelesen habe. Und für den Rest der Ernte bis Juni heißt es nun, sich die Rezept-Rosinen herauszupicken und neben den „üblichen Verdächtigen“ (Rhabarber-Kompott & Co.) auch einmal Neues auszuprobieren.

Heute probiert: Rhabarber-Tartelettes mit Haferflockenstreuseln, angelehnt an dieses Rezept:
http://www.essen-und-trinken.de/rezept/202582/rhabarber-tartelettes-mit-haferflockenstreuseln.html

„Angelehnt“ deshalb, weil ich schlicht zu faul war, einen Mürbteig zuzubereiten. Ich hab ihn einfach durch fertigen Blätterteig ersetzt. Das macht die Sache sehr schnell und einfach:

60g Mehl
2 EL feine Haferflocken
40g Zucker
2 Prisen gemahlener Piment
1 TL fein geriebene Bio-Orangenschale

in einer Schüssel mischen und mit

75g kalter Margerine in Stücken

zu Streuseln verkneten und kalt stellen.

5 Biskotten

mit dem Nudelwalker in einem Gefrierbeutel zu Bröseln verarbeiten.

400g Rhabarber

abziehen und in ca. 1cm dicke Stücke schneiden.
Vier mittlere Tartelette-Formen (ca. 12 cm Durchmesser) mit fertigem Blätterteig auskleiden, die Brösel und darauf den Rhabarber einfüllen und mit

50g Zucker

bestreuen. Dann die Streusel darauf verteilen und im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad rund 30 Minuten backen.

Fein klingt auch dieses Rhabarber-Tiramisu, das ich in nächster Zeit noch probieren werde:
http://www.brigitte.de/rezepte/rezepte/rhabarber-tiramisu

Sehr gut kann ich mir Rhabarber auch in Muffins und in mit Baiser überbackener Rührteig-Masse vorstellen. Auch das wird noch probiert – so üppig, wie die Pflanze im Moment aussieht, wird sie sicher bis Juni noch Material für das eine oder andere Schmankerl liefern. 🙂