Hydrolate destillieren

Ich hab mir vor kurzem einen Herzenswunsch erfüllt und mir selbst ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk gemacht: Eine kleine Destille zur Herstellung von Pflanzenhydrolaten. Im Kräuterkurs haben wir das ja bereits einmal mit einfacher Laborausrüstung ausprobiert. Nun hab ich eine schnuckelige kleine Kupferdestille gefunden, die auch optisch ein Leckerbissen ist, und konnte einfach nicht widerstehen. Erste Destillierversuche hab ich damit schon gemacht und auch Literatur besorgt, um weiter in das Thema einzutauchen.

Die Brennkammer umfasst 1/2 Liter, die Ausstattung einen Aromakorb, Thermometer, Kühlspirale mit Anschlüssen für Umlaufkühlung und einen Spiritusbrenner zur Befeuerung.

Kupferdestille

Man kann neben der Herstellung von Pflanzenhydrolaten mit der Destille natürlich auch Schnaps brennen, was ich aber mit dem Prachtstück nicht machen werde, weil ich mir die Brennkammer nicht „versauen“ möchte.

Den ersten Hydrolat-Versuch hab ich mit Föhrennadeln aus dem Garten gemacht. Ich hab sie frisch vom Baum geschnitten, zerkleinert und den Aromakorb damit randvoll befüllt.

Föhrennadeln im Aromakorb

Destilliert mit rund 1/4 Liter weichem Wasser (weniger Rückstände im Brennraum) sind daraus zwei kleine Gläser sanft riechendes Kiefernnadel-Hydrolat entstanden, in dem die wasserlöslichen Inhaltsstoffe der Pflanze gelöst sind und sogar ein paar Mikrokügelchen ätherisches Öl zu finden waren. Das ganze Haus hat zudem wunderbar nach Nadelwald geduftet.

Hydrolat auffangen nach Abkühlung

Das entstandene Hydrolat kann super zu Rasierwasser verarbeitet werden, indem man es mit etwas Alkohol, Mandelöl und einem Emulgator (z.B. Fluidlecithin und etwas Xanthan) zu einem dünnflüssigen Gel verarbeitet. Es wirkt aber auch besonders heilsam auf die Bronchien und kann als Raumspray oder auch zum Sauna-Aufguss verwendet werden.

Sehr spannend ist die Verwendung in der Küche. Ein Hydrolat kann beispielsweise (am besten nach dem Kochvorgang) einer Suppe zugegeben werden. Eine kleine Menge nach Geschmack in ein Salatdressing oder eine Sauce gerührt, zaubert  außergewöhnliche feine Geschmäcker in die Endprodukte. Man kann zu diesem Zweck auch Gewürze destillieren und die Hydrolate z.B. in Brotteigen statt des normalen Wasseranteils verwenden (z.B. Sauerteig mit Kümmel- und Fenchelhydrolat). Am besten, man kostet die Hydrolate pur bevor man sie den Gerichten zusetzt. Schmeckt einem das Hydrolat in dieser Form gut, so verfeinert es im Normalfall auch das Endprodukt im gewünschten Ausmaß.

Damit hat sich für mich ein weiteres faszinierendes Betätigungsfeld aufgetan. Viele Pflanzenhydrolate sind anti-entzündlich, sehr heilsam und fast immer extrem hautverträglich, weshalb man daraus generell super Kosmetika und Heilmittel herstellen kann. Dies werd ich sehr breit gefächert in den kommenden Wochen und Monaten ausprobieren. Am meisten freu ich mich auf die Destillation meiner Duftrosenblüten im Frühjahr und Sommer. Selbst hergestelltes Rosenwasser, das auch in der Küche sehr gut einsetzbar ist … da lacht das Herz des Garten- und Kochfreaks. 😀