Ein Hut aus alten Jeans

Der vorweihnachtliche Firmenwahnsinn ist schon wieder in vollem Gang und momentan nur durch Wochenend- und Feiertagsschichten zu bewältigen. Fast jeden Tag 10 bis 12 Stunden vor dem Rechner zu sitzen grenzt an Körperverletzung, und so hab ich mir am Feiertag Abend eine Auszeit gegönnt und auf das einzige Projekt dieser Woche abseits der Arbeit gestürzt – eine ausgemusterte Jeans-Hose zu einem Hut umzunähen.

Den grundlegenden Entwurf der nötigen Stoffteile hab ich noch am Computer vorgenommen, alles andere dann gemütlich „analog“ mit Schere, Faden und Nähmaschine, was mir wieder einmal großen Spaß gemacht hat.

So geht’s: Zuerst misst man den Kopfumfang den zukünftigen Hutträgers, berechnet daraus den erforderlichen Durchmesser (Durchmesser = Umfang / Pi), den man für den Hutdeckel um ein bis zwei Zentimeter reduziert. Für das Hutband zwischen Deckel und Krempe plant man einen leicht gebogenen Streifen ein, der in der Länge auf der einen Seite den Kopfumfang, auf der anderen den Umfang des Hutdeckels misst. Und für die Krempe schließlich verfährt man mit Kopfumfang und gewünschtem Krempenumfang ebenso.

Ich hab erst einmal alles aus Papier ausgeschnitten, zusammengeheftet und probiert, ob alle Maße passen, und dann die Schnitte samt Nahtzuschlag auf die ausgemusterten Jeanshosenbeine übertragen. Dabei hab ich den Stoff jeweils in zwei Lagen zusammengesteppt bzw. an der äußeren Hutkrempe auf links zusammengenäht und dann umgeklappt um einen schönen Hutrand zu erhalten. Mit der Nähmaschine ist alles schnell zusammengenäht, sofern man die Teile vorher relativ exakt mit Stecknadeln zusammengefügt hat.

Am Foto zwischendurch sieht man, dass auch unser Leo an der Entstehung beteiligt war. Das Endergebnis auf meinem Kopf hat er dann weniger geschätzt und mich ob es ungewohnten Anblicks erst einmal ordentlich verbellt. 🙂

Jeanshut - Krempe und Oberteil

Fertiger Jeanshut

Das Ergebnis ist ein lässiger Gartenhut, den man sogar tragen könnte, wenn man „unter die Leute geht“. Ich werde ihn eventuell noch mit dem einen oder anderen passenden Zwirnknopf verschönern und dann im Frühjahr das erste Mal ausführen. Mama hatte schon recht – der Hut steht mir nicht mal schlecht. 🙂

Wenn man die Schnitterstellung professionell angehen möchte, so gibt es gute kostenlose Software, die das nicht triviale mathematische Aufklappen von dreidimensionalen Objekten in zweidimensionale Schnittmuster perfekt beherrscht. Leider hatte ich dafür diese Woche keine Zeit, hab aber in folgende Anwendungen kurz reingeschaut und beschlossen, das weiter zu verfolgen sobald wieder ein bisschen mehr Zeit ist:

  • Vom freien Konstruktionsprogramm „Sketchup„, das früher von Google angeboten, mittlerweile aber an Trimble verkauft wurde, gibt es immer noch eine kostenlose Variante (Sketchup Make). Diese kann man mit einem Plugin wie etwa „Flattery“ aufrüsten, das eigentlich für Papier-Bastelvorlagen entwickelt wurde, aber auch für Stoffschnitte gut geeignet sein müsste.
  • Die Anwendung „Pepakura“ kommt ebenfalls aus dem „Papercraft“-Bereich und kann ohne Speicher- und Exportfunktionen zum Probieren gratis verwendet werden.

Ich werde beide bei Gelegenheit testen und  hier kurz meinen Senf dazu geben. 🙂