Taschen filzen mit Martina Wahl

Mama und ich haben’s wieder getan … nämlich einen Filzkurs mit Martina Wahl zu buchen und uns die Seelen aus dem Leib zu kneten, walken und rollen.
Diesmal haben wir große Taschen gefertigt, was wegen der Innenfächer eigentlich ganz schön kompliziert, und wegen der großen Wollmenge auch ziemlich anstrengend war.
Das Ergebnis lässt die Mühen jedoch vergessen. Die schöne, extrem stabile Tasche wird mich vermutlich überleben. 🙂

Die Arbeit beginnt damit, dass man aus Plastikmatten bzw. Noppenfolie Schablonen für den Grundkörper der Tasche (inklusive Deckel) und die Innentaschen schneidet. Hier muss man letztendlich beim Ein- und Zusammenfilzen genauestens auf die korrekte Anordnung achten. Für offene Innenfächer sind unbedingt keilförmige Überstände auszusparen, damit sich schöne Ränder ergeben, die nicht mit dem Hauptkörper der Tasche verfilzen. Alle Vorlagen werden um ca. 30% größer geschnitten als das finale Werkstück dann messen soll.

Letztendlich wird die gesamte Hauptschablone außen verfilzt und dann auf einer Seite mittig aufgeschnitten, wobei sich innen die einzelnen Fächer ergeben. Das ganze Prozedere ist anfangs eine kleine Herausforderung für’s räumliche Denken, wird aber während der Arbeit dann logisch und klar.

Filztasche - Vorbereitung Innenfach

Sämtliche „Wände“, sprich verfilzte Stofflagen, werden relativ dick mit Wollvlies ausgelegt. Und zwar zweilagig mit jeweils um 90 Grad versetztem Faserverlauf. Diese Teile werden mit warmem Wasser und Olivenölseife angefilzt, wobei man zu Beginn einen dünnen Vorhangstoff auflegt, um die Struktur zu bewahren. Schritt für Schritt werden die Einzelteile so zum Taschenkörper zusammengebaut, wobei man die Ränder jeweils über die anderen Elemente schlägt und ebenfalls anfilzt. Bevor man beginnt, das ganze Werkstück eher brutal durchzuwalken, sollte es eine stabile Grundstruktur haben.

Den Deckel hab ich in meinem Fall noch mit orangefarbenen Nuggets und feiner farbiger Wolle verziert. Die Nuggets müssen mit einer Drahtbürste unten ordentlich aufgerauht werden, damit sie sich gut mit dem Werkstück verbinden. Die feinen Wollfäden legt man einfach auf (eventuell mit Trennstreifen, die man später entfernt), und filzt sie vorsichtig ein.

Der ganze Filz- und Walkprozess war dann Fitnesstraining vom Feinsten. Walken, Kneten, Rollen … Bizeps und Schultern lassen grüßen. Wenn das Werkstück mit der Zeit kleiner wird und man merkt, dass es in der Schablone schon extrem spannt, dann schneidet man es auf und entfernt die Plastikvorlagen. Die Gefahr, dass nun noch etwas zusammenfilzt, was nicht zusammenhaften soll, ist dann bereits sehr gering. Nichtsdestotrotz muss man weiterwalken, bis die Tasche um etwa 30 Prozent ihrer Größe geschrumpft ist und sehr kompakte Wände hat.

Wir haben das am Kurstag nicht mehr geschafft und dann daheim aus Erschöpfung und Faulheit die Waschmaschine bemüht (40 Grad Celsius, normaler Waschgang, etwa 20 Minuten). Ich hab’s ein bisschen bereut, weil das Muster am Deckel dadurch ein wenig verblasst ist. Die schwarze Wolle des Taschenkörpers hat etwas durchgefilzt, wobei ich den Effekt durch vorsichtiges Rasieren mit einem Trockenrasierer ein bisschen abschwächen konnte.

Filztasche beim Trocknen

Filztasche - Muster am Deckel

Nach einem Essig-Entspannungsbad und gründlichem Ausschleudern hab ich das gute Stück erst einmal zum Trocknen aufgelegt. Nun muss ich nur noch Reißverschlüsse kaufen und einnähen, mich für einen Trageriemen entscheiden und alles finalisieren.

Und dann kann ich ja meine beiden Meisterstücke erstmals gemeinsam ausführen. Schal und Tasche sollten farblich ja bestens harmonisieren, so war’s geplant. 🙂