Destillat aus Heckenkirschen-Blüten

Der Februar lässt wettertechnisch bisher ja wirklich nichts zu wünschen übrig: Schon zum zweiten Mal konnten wir mittags nur mit Pullovern bekleidet im Freien speisen, so warm ist es im Moment. Alles sprießt und treibt Knospen – fast wie im Frühling. Bleibt nur zu hoffen, dass das dicke Ende nicht noch nachkommt und mit extrem tiefen Temperaturen alles wieder kaputt macht.
Auf jeden Fall blüht die Heckenkirsche als einer der ersten Sträucher schon seit rund einer Woche, und ich konnte nicht widerstehen, den Bienen eine Handvoll Blüten zu stehlen und ein Destillat zu versuchen.

Die unscheinbaren weiß-gelblichen Blüten sind immer die ersten, die im neuen Jahr die Insekten versorgen. Sie duften sanft nach Honig mit einer sehr fruchtigen Note. Ich mag den Geruch sehr, und deshalb musste ich unbedingt probieren, ob man ihn in Form eines Destillats konservieren kann.

Kornelkirsche Blüten

Ich hab eine kleine Handvoll Blüten in den Aromakorb meiner Destille gefüllt und mit rund 100 ml Wasser destilliert. Der Duft hat sich tatsächlich gut gehalten: Das Ergebnis war ein kleines Glas voll sanft riechendem Blütenwasser. Nicht alle Pflanzen halten im Destillat, was sie vorher duftmäßig versprechen – je nachdem, welche wasserlöslichen Inhaltsstoffe für den Duft (mit)verantwortlich sind.

Kornelkirsche Blüten

Das Endprodukt kann sich z.B. mit Neroliwasser durchaus messen, finde ich. Deshalb hab ich es auch testweise einmal ähnlich verarbeitet – zu einem Gesichtswasser:

  • 50 ml Destillat
  • 1 Msp Sorbit
  • 10 Tr. Vitamin-ACE-Fluid
  • wenig Weingeist (96% Vol.) zur Konservierung

Einfach das Sorbit und Vitaminfluid im Destillat lösen, mit ganz wenig Weingeist konservieren und wie gewohnt als Gesichtswasser verwenden. Es fühlt sich sehr angenehm und pflegend an und riecht wunderbar. Ich bin gespannt, wie die Haut nach längerer Anwendung darauf reagiert.

Der Weingeist hat den Geruch des Endprodukt in keiner Weise verfälscht, was ich vorab befürchtet hatte. Wenn man das Gesichtswasser schnell aufbraucht und im Kühlschrank aufbewahrt, könnte man vermutlich auch darauf verzichten. Aber ein paar Tropfen schaden auf keinen Fall. Vielleicht versuch ich mit meiner Mini-Destille bei Gelegenheit einmal, auch diese Zutat selber herzustellen. Eine kleine Menge Wein ist schnell destilliert, und mehr als ein paar Tropfen braucht man sowieso nicht.

Das Destillieren an sich ist für mich generell eine sehr entspannende Angelegenheit. Man baut die Vorrichtung auf, entzündet den Brenner und überwacht dann den Vorgang, während das Endprodukt langsam und tropfenweise aus der Kühlspirale tropft. Sehr beschaulich.

Ich würde das Thema gerne noch vertiefen und überlege im Moment, bei Frau Kleindienst-John einen Destillierkurs zu belegen. Wenn’s soweit ist, dann gibt’s hier einen Bericht darüber.


 

Nachtrag:

Aus dem Rest des Kirschblüten-Destillats hab ich nun noch ein sanftes Shampoo hergestellt:

  • 1 TL Sole
  • 5 TL Destillat
  • 1 Msp. Sorbit
  • 2 g Squalan
  • 90 g Basistensid

wobei Basistensid =

  • 50 g Betain
  • 80 g destilliertes Wasser
  • 3 g Glyzerin
  • ev. 1-2 Msp. Xanthan, sollte die Basismischung zu dünn sein
  • etwas Weingeist zur Konservierung

Alle Zutaten in einer Flasche mischen und kräftig schütteln.
Fazit: Super Ersatz für die Chemiebomben aus dem Drogeriemarkt!