Sprachen lernen

Der Plan, bis in den Herbst hinein weniger am Computer und für die Firma zu arbeiten, geht leider seit Beginn meiner „Auszeit“ vor fast einem Monat nicht auf. Im Gegenteil. Ich hab mehr Arbeit als jemals zuvor – vermutlich weil ich meinen Kunden gesagt habe, dass ich über den Sommer nur eingeschränkt bis gar nicht zur Verfügung stehen werde. Deshalb muss natürlich jetzt noch schnell alles erledigt werden, wie könnte es anders sein. Hätt ich mir eigentlich denken können. 😀

Auf jeden Fall hab ich mir Anfang März vorgenommen, ab sofort alle zwei Jahre eine Fremdsprache neu zu lernen oder eine vor Jahren/Jahrzehnten gelernte wieder aufzufrischen. Und das lass ich mir trotz der ganzen Hektik nicht nehmen. Begonnen hab ich mit Russisch und mich dabei erst einmal mit den verschiedenen Lernmethoden an sich auseinandergesetzt.

Sehr erhellend war in diesem Zusammenhang schon der Coursera-Kurs „Learning How to Learn„, den ich schon vor ein paar Monaten belegt habe. Die Erkenntnisse der Neuropsychologie werden hier in wirklich effiziente Lern- und Arbeitsstrategien umgesetzt. Sehr empfehlenswert, wie auch das Buch zum Thema von der Vortragenden Dr. Barbara Oakley „A Mind for Numbers„.

Bei meiner weiteren Recherche bin ich dann auf das Buch „Forever Fluent“ von Gabriel Wyner gestoßen, dass viele dieser Erkenntnisse integriert und eine Unzahl weiterer nützlicher Tipps zum Sprachenlernen aus erster Hand liefert. Ebenfalls ein Volltreffer!

Wie heißt es so schön: „Wiederholung ist die Mutter des Wissens“. Allen voran sogenannte „Spaced Repetition Systems“, bei denen man die zu lernenden Inhalte in immer größeren Abständen immer wieder ins Gedächtnis ruft und dadurch sein Oberstübchen wirklich dauerhaft neu vernetzt. Bekannt in diesem Zusammenhang ist die sogenannte „Leitner Box“ – eine Lernkartei, mit der ich zu Schulzeiten schon so manches Vokabel verinnerlicht habe. Noch effizienter funktioniert dies natürlich computergestützt  mit der entsprechenden Software, die die Wiederholungsintervalle der einzelnen Karten („Flashcards“) selbständig optimiert (SRS – Spaced Repetition Software).

Eine kostenlose Implementierung ist das sehr bekannte Anki, das ich mittlerweile auch verwende und als sehr hilfreich empfinde. Man kann die Felder der Lernkarten frei definieren und beispielsweise auch Audiodateien mit der korrekten Aussprache hinzufügen, was mich gleich zum nächsten Punkt führt.

Richtiges Hören und in weitere Folge korrekte Aussprache sind wirklich der grundlegende Schlüssel zu einer Sprache. Bevor ich über das Internet einfachen Zugang zu englischsprachigen Audio- und Videomedien hatte (meine Güte, wie lange ist das her!), hatte ich beispielsweise öfter einmal das Problem, dass ich Wörter vom Lesen her kannte und verstand, jedoch in gehörtem Englisch überhaupt nicht zuordnen konnte, weil ich sie einfach nie korrekt ausgesprochen hatte.

Nun hat man als Anfänger einer Fremdsprache oft das Problem, dass man herkömmlichen Medien noch nicht folgen kann. So wäre es wirklich praktisch, wenn ein „Native Speaker“ einen in Schriftform vorliegenden einfacheren Text vorlesen könnte, damit man Aussprache und Betonung verinnerlichen kann. Und genau dafür gibt es wirklich tolle Online-Plattformen:

Mir macht das (Wieder-)Lernen der russischen Sprache im Moment großen Spaß, und es ist wirklich faszinierend, wieviel davon nach vier Jahren Unterricht vor mittlerweile 25 (!) Jahren relativ einfach wieder reaktiviert werden kann, obwohl ich die Sprache seither aktiv nicht mehr verwendet habe. Je mehr ich über Lerntheorie und Neuropsychologie lese, desto ehrfürchtiger betrachte ich unsere menschlichen Denk-, Lern- und Kombinations-Fähigkeiten – vor allem verglichen mit den vergleichsweise dummen Computerkisten, mit denen ich den ganzen Tag zu tun habe. Sie können vielleicht schneller Rechnen und Algorithmen auf Daten anwenden, aber was Mustererkennung und Kombinatorik betrifft, so werden Sie uns noch sehr lange keine wirklich ernstzunehmende Konkurrenz machen, denke ich. 🙂


Nachtrag – Ein Tipp für Russisch lernende Windows-User:

Will man auf der normalen deutschen Tastatur russische Texte tippen, so kann man dazu das entsprechende Tastaturlayout unter Windows einfach dazu installieren.

Z.B. Windows 8.1: Systemsteuerung => Sprache => Sprache hinzufügen => русский auswählen.

Dies aktiviert die ganz reguläre russische Tastaturbelegung, mit der ich jedoch wirklich verzweifelt bin.

Am besten klickt man neben der neu hinzugefügten russischen Sprache auf Optionen und dann bei der Eingabemethode auf Vorschau. Ich hab mir diese Belegung nicht gemerkt und wollte sie ehrlich gesagt auch nicht lernen. Daher gibt’s für die Faulen zusätzlich folgende Option:

Bei der Eingabemethode einfach auf Eingabemethode hinzufügen klicken, dort Russisch – Mnemonische Zeichen auswählen und das Standardlayout entfernen. Klickt man nun auf Vorschau, so sieht man, dass man eigentlich nur die vom deutschen abweichenden Zeichen neu lernen muss, und das ist wirklich halb so wild. Nach 15 Minuten Übung hat es bei mir reibungslos geklappt.

Zum Abschluss noch ein Tipp zum Wechseln der Tastaturlayouts:
ALT + SHIFT wechselt jederzeit zwischen den beiden Varianten hin und her.