Meine „Kauf-Nix-Wochen“

Einkaufen geht mir seit ich denken kann mörderisch auf den Nerv, weshalb ich das ganz gerne an Herbert delegiere – oder es ganz bleiben lasse. Eine ganze Woche nicht einkaufen, von dem leben, was man daheim hat und etwaige anfallende Probleme mit vorhandenem Zeug lösen – da bin ich in meinem Element. Das fordert (und fördert) die Kreativität, macht Spaß und gibt Selbstvertrauen, schont die Umwelt und auch den Geldbeutel.

Ich wähle dafür meistens Wochen, in denen die Arbeitslast erträglich ist und ich viel von daheim aus arbeiten kann. So bleibt mehr Zeit zum Tüfteln, falls ein Problem gelöst werden muss, und man hat auch ein bisschen Spielraum, sollte es notwendig sein, dafür irgendetwas Neues zu lernen. Zudem glaubt man kaum, welche Schätze quasi aus dem Nichts auftauchen, wenn man die Gelegenheit gleich auch zum Ausmisten nutzt.

Die Sache ist ganz einfach: Es gilt striktes Einkaufsverbot. Die ersten Improvisationen sind meistens sehr bald beim Essen und Kochen notwendig. Kaum zu glauben, welche Leckereien sich da oft ganz unten in der Tiefkühltruhe verbergen, die ohnehin verbraucht werden sollten. Auch der Keller bietet immer wieder Überraschungen, wenn man auf der Suche nach halbwegs kombinierbaren Lebensmitteln ganz hinten in den Stellagen kramt. Und natürlich gibt auch der Garten abhängig von der Jahreszeit wahre Leckerbissen her – nicht nur kultivierte, sondern auch wildwachsende Pflanzen.

Bei diesen Gelegenheiten entstehen oft wirklich köstliche, sehr spannende Gerichte. Und auch einfache „alte“ Speisen kommen wieder zu Ehren, so z.B. das gute alte Grießkoch, dass uns Oma schon zubereitet hat. Voll gut!
Hat man keine Milch, so stellt man halt selber Mandelmilch aus den Nüssen her, die man im Garten geerntet hat. Statt Margarine kommt ein Löffel Kokosöl zum Einsatz, und man bemerkt, dass es so noch viel besser schmeckt. Die Liste ist endlos.

Zudem fallen in einem alten Haus wie unserem laufend kleinere Reparaturen an. Auch hier macht es Spaß, zu improvisieren und die Werkstatt so lange zu durchstöbern, bis man Material und Idee zum Lösen des Problems findet.

Lustigerweise kommt man spätestens nach dem zweiten Improvisier-Tag ziemlich „auf den Trip“ und beginnt gleichzeitig automatisch auszumisten. Es ist faszinierend, wie wenige Dinge man wirklich dringend braucht. Vieles, was man in dieser Zeit in die Hand nimmt, schafft man im Endeffekt zum Weiterverschenken oder -verwerten aus dem Haus, weil man keine Verwendung mehr dafür oder einfach bessere Werkzeuge oder Lösungen gefunden hat. Im „Normalbetrieb“ denkt man darüber gar nicht nach, weshalb die Sachen ganz einfach unnütz liegen bleiben, wo sie sind.

Besonders zu Jahresbeginn hab ich immer das Gefühl, „altes Glumpert“ abschütteln und Ballast abwerfen zu müssen. Wenn sich Bücherregale, Kästen, Kramuri-Schubladen und Dokumentenordner dann etwas geleert haben, hab ich das Gefühl, etwas unbeschwerter ins neue Jahr zu starten. Obwohl ich alles andere als eine „Horterin“ bin, sammeln sich im Laufe eines Jahres doch etliche überflüssige Dinge an.
Und während sich der Bücherfloh über ausgemusterte Bücher freut, die Caritas über noch schöne Textilien und der Nachbar über das eine oder andere doppelt vorhandene Werkzeug, bin ich gespannt, was ich mir in meiner nächsten Kauf-Nix-Woche alles einfallen lassen muss.  🙂