Permakultur-Prinzipien

Permakultur war früher für mich immer ein sehr schwammiger Begriff. Ich hab damit Dinge wie Nachhaltigkeit, biologische Landwirtschaft und regionales Wirtschaften verbunden, allerdings nie weiter recherchiert, was er in Definition und Praxis genau bedeutet. Das hat sich im letzten Jahr durch die Lektüre einschlägiger Bücher und den Besuch eines Online-Kurses geändert. Hier hab ich die grundlegenden Begriffe, Ethiken und Prinzipien einmal zusammengetragen.

Diese fußen alle auf verantwortungsvollem Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Die sieben weitgefassten Hauptbereiche werden oft als Blätter der „Permakultur-Blume“ dargestellt und umfassen:

  • Finanzen und Ökonomie: Solidarische Landwirtschaft, Fair Trade, Tauschringe etc.
  • Gebäude und Umgebung: Regenwassernutzung, natürliche Baumaterialien, Selbstbau etc.
  • Gesundheit und spirituelles Wohlbefinden: Vorsorge, würdevolles Sterben, ganzheitliche Medizin etc.
  • Kultur und Bildung: Soziale Ökologie, Hausunterricht, partizipative Kunst etc.
  • Landbesitz und Gemeinschaft: Kooperativen, Ökodörfer, Rechte für Eingeborene etc.
  • Verantwortung im Umgang mit Land und Natur: Biologische Landwirtschaft, Sammeln von Wildpflanzen, natürliche Forstwirtschaft etc.
  • Werkzeuge und Technologie: Handwerkzeuge, Wiederverwendung, Wasserkraft etc.

Definitionen des Begriffs „Permakultur“ gibt es viele. Am besten gefällt mir jedoch diese, wobei ich nicht mehr genau weiß, von wo ich mir diese notiert habe:

Bewusst gestaltete Landschaften, die die Muster und Beziehungen in der Natur imitieren und dabei eine Fülle von Nahrungsmitteln, Fasern und Energie für lokale Bedürfnisse bereitstellen.

Alle Permakultur-Strategien fokussieren auf die Möglichkeiten, statt sich auf die Hindernisse zu konzentrieren, was meistens durch kreative Anpassung der vorhandenen Ressourcen zu sehr guten Lösungen führt.

Die Ethik der Permakultur ruht auf drei Säulen:

  • Sorge um die Erde (Earthcare)
  • Sorge für den Menschen (Peoplecare)
  • Selbstbegrenzung und faires Teilen (Limits to consumption and growth, redistribution of surpluses)

Als nachhaltige Wirtschaftsform plant sie lang- statt kurzfristig, stellt die Vielfalt über die Einfalt, verzichtet auf kurzfristige Maximierung zugunsten nachhaltiger Optimierung und setzt auf Kooperation statt Konkurrenz.

Holmgren definiert weiters folgende 12 Gestaltungsprinzipien der Permakultur:

  • Beobachte und handle: Systemische Vorgänge genau beobachten und mit den einzelnen Elementen durchdacht interagieren.
  • Sammle und speichere Energie: (Wieder-)Entdeckung und nachhaltige Nutzung von natürlichen Energieträgern, u.a. Sonne, Wind, fruchtbaren Böden. Vermeidung von Verschwendung von Ressourcen.
  • Erwirtschafte einen Ertrag: Errichten und Betreiben ertragreicher Systeme zur lokalen Versorgung und Autonomie. Erfolgreiche Systeme setzen sich im Normalfall gegen Alternativen durch (positive Feedback-Schleife).
  • Wende Selbstregulierung an und lerne aus den Ergebnissen: Das Verstehen von positiven und negativen Rückkopplungen in der Natur erschwert unangemessenes Wachstum oder Verhalten, wodurch der notwendige Arbeitsaufwand und auch das Ausmaß möglicher Folgeschäden vermindert wird.
  • Nutze erneuerbare Ressourcen und Leistungen: Optimierte und produktive Nutzung natürlicher erneuerbarer Ressourcen bei gleichzeitiger Verminderung des Verbrauchs nicht-erneuerbarer Ressourcen.
  • Produziere keinen Abfall: Sparsamkeit und Pflege materieller Güter, Minimierung von Umweltverschmutzung, Abfallvermeidung und -verwertung – refuse, reduce, reuse, repair, recycle.
  • Gestalte erst Muster, dann Details: Zuerst die übergeordneten natürlichen Muster verstehen, dann die gewünschten Details des Permakulturprojekts daran ausrichten – top-down thinking, bottom-up action. Funktionierende komplexe Systeme entstehen meist aus funktionierenden einfachen Systemen.
  • Integriere anstatt abzugrenzen: Auf die Kooperation vieler Elemente setzen, anstatt einzelne zu eliminieren um vermeintliches Gleichgewicht herzustellen. Jedes Element erfüllt mehrere Funktionen, jede wichtige Funktion wird von vielen Elementen unterstützt. Aufbau beidseitiger, vorteilhafter, symbiotischer Beziehungen fördern.
  • Setze auf kleine, langsame Lösungen: Diese sind leichter überschaubar, benötigen weniger Zeit- und Energieaufwand und sind zumeist langfristig produktiver. Menschliche Größe und Leistungsfähigkeit sollte der Maßstab sein.
  • Nütze und schätze die Vielfalt: Vielfalt erhöht die Ausfallsicherheit und unterstützt langfristige Selbstorganisation. Polykultur statt Monokultur.
  • Nutze Randzonen und schätze das Marginale: Die Wichtigkeit und den Reichtum von Systemübergängen erkennen und nutzen.
  • Reagiere kreativ auf Veränderungen: Natürliche Kreisläufe kreativ nutzen. Organisatorische und soziale Veränderungen und Innovationen auf kreative Weise fördern. Dauerhaftigkeit hängt sehr oft von Flexibilität und Wandel ab.

Ich denke, dass fast alle diese Prinzipien notwendig werden, wenn wir in Zukunft im Rahmen unserer ökologischen Grenzen (über-)leben wollen.

Was die praktische Anwendung dieser Prinzipien betrifft, so plane ich in Kürze einen eigenen Blogbeitrag darüber. In Gedanken verwandelt sich mein Garten schon zunehmend in ein Permakultur-Versuchslabor. Mal sehen, was im Laufe dieses Jahres draus wird. 🙂