Reichliche Ingwer-Ernte

Das kleine Stück Bio-Ingwer, das ich im vergangenen Frühjahr in einer  Blumenschale verbuddelt habe, hat sich seitdem zu einer Rekordwurzel ausgewachsen.  Endlich sind die letzten grünen Blätter und Stängel verwelkt und abgefallen – was bedeutet, dass die Knollen reif für die Ernte sind.

Ingwer (Zingiber officinale) ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die bis zu 1,5 Meter hoch werden kann. Verwendet werden die underirdischen Knollen, die in Form eines sich horizontal ausbreitenden Rhizoms in der Natur auch als Überdauerungsorgan dienen. Winterhart und damit komplett gartentauglich ist die Pflanze allerdings leider nicht. Man kann sie jedoch sehr einfach in eher flachen, ausladenden Schalen kultivieren.

Der Ingwer stellt eigentlich wenig Ansprüche, braucht allerdings einen wirklich warmen Platz und mit rund 8 bis 12 Monaten eine relativ lange Zeit um zu reifen. Am besten setzt man ihn daher im zeitigen Frühjahr ein, lässt ihn in warmem, feuchtem Klima austreiben und übersiedelt ihn danach den Sommer über in eine warme Gartenecke. In dieser Zeit hab ich die Schale regelmäßig mit Regenwasser gegossen, nie ganz austrocknen lassen und ein bis zwei Mal sanft gedüngt. Im Herbst holt man den Ingwer dann wieder ins warme Wohnzimmer und lässt ihn ausreifen. Temperaturen unter 20 Grad Celsius mag die Wunderknolle nicht – sie stellt das Wachstum ein, wenn es ihr zu kalt wird.

Die Pflanze entwickelt viele schilfartige Triebe und sieht meines Erachtens sehr attraktiv aus. Nur zum Blühen kommt sie in unseren Breiten leider eher selten – wobei die Blüten eine echte Augenweide wären!

Ab dem Spätherbst stellt der Ingwer dann sein Wachstum ein, und man sollte nur mehr sehr sparsam gießen und keinesfalls mehr düngen. Die oberirdischen Triebe werden welk und fallen schließlich ab. Das ist das Zeichen, dass die Knollen erntereif sind. Am besten gräbt man sie komplett aus, verwertet sie und behält gleich etliche Stück für die weitere Kultivierung zurück. Bis zum erneuten Antreiben bewahrt man diese am besten relativ kühl (um die 10 Grad) und trocken auf.

Ingwer Ernte

Im Grunde könnte man die Knollen eigentlich ganzjährig beernten. Ich hab aber davon abgesehen, weil ich Angst hatte, dass mir die Schnittstellen schimmelig werden.
Auf jeden Fall stehe ich nun vor einer Riesenschüssel Ingwer und bin dabei, diesen möglichst vielfältig und lohnend zu verarbeiten. Prinzipiell halten die Knollen gekühlt und gut verschlossen (damit sie nicht austrocknen) etliche Wochen. Auch lässt sich Ingwer sowohl geschält als auch ungeschält ganz gut einfrieren und bleibt so etliche Monate frisch.

Ingwer Ernte gereinigt

Am feinsten und aromatischsten ist er aber sicher direkt nach der Ernte. Deshalb hab ich diese Woche auch schon Oxymel produziert, diverse Gemüsegerichte mit ihm verfeinert, wärmenden Tee gekocht – und erstmals Ginger Ale selbst gemacht.

Geriebener Ingwer aus eigener Ernte

Dafür hab ich folgende Zutaten mittels Trichter in eine 1-Liter-Wasserflasche gefüllt …

  • Rund 3 EL geriebener frischer Ingwer
  • Saft von 1 Zitrone
  • 150 g Rohrohrzucker
  • Ca. 1/4 – 1/2 TL Trockenhefe

… und mit Leitungswasser erst mal halbvoll aufgegossen. Die verschlossene Flasche wurde daraufhin geschüttelt bis der Zucker sich ganz aufgelöst hat. Danach hab ich die Flasche mit Wasser bis etwa fünf Zentimeter unter dem Verschluss aufgefüllt, den Hals innen dabei durch leichtes Drehen im einfließenden Wasser gereinigt, alles fest verschlossen und warm gestellt.

Die Gärung setzt relativ schnell ein, und spätestens nach 24 Stunden sollte man vorsichtshalber einmal nach dem Rechten sehen und eventuell durch kurzes Öffnen des Verschlusses etwas Druck ablassen. Bei Plastikflaschen kann man durch Drücken gut festellen, wie prall sich der Inhalt schon aufgebläht hat. Wir haben allerdings dem Plastik weitestgehend abgeschworen, weshalb ich mit einer Glasflasche vorlieb nehmen musste. Vorsichtshalber sollte man das Gärgut vielleicht in eine Schüssel stellen und einen wenig heiklen Ort für die erste Gärung wählen, falls doch einmal etwas passiert. 😉

Nach ein bis zwei Tagen kann das Getränk dann genossen werden. Wir haben es nicht gefiltert, sondern gleich zusammen mit den Ingwerstückchen getrunken. Eventuelle Reste einfach kühl lagern, was die Gärung hemmt, und die Flasche trotzdem hie und da kontrollieren.  Durch den gasdichten Verschluss während des Gärvorgangs bleibt die Kohlensäure im Getränk, das dadurch angenehm spritzig wird.

Ginger Ale selbstgemacht

Fazit:
Einfach und schnell gemacht, wohlscheckend, bekömmlich und erfrischend.
Gibt’s jetzt öfters.

Und die Ingwerknollen für’s nächste Jahr wandern bald wieder in die Erde. 🙂