Tomate Kopfüber

Schon letztes Jahr hab ich auf Pinterest Bilder von Tomaten gesehen, die verkehrt herum – quasi kopfüber – in hängenden Kübeln kultiviert wurden. Damals hab ich mir nicht viel dabei gedacht und das Ganze als Notlösung bei Platzmangel abgetan. Bei einem meiner Gedankenstreifzüge während des Pendelns nach Wien ist mir diese Variante nun wieder in den Sinn gekommen. Und bei genauerer Betrachtung ist die Idee gar nicht so abwegig, weshalb ich das dieses Jahr nun selber auch ausprobiere.

Neben der Tatsache, dass Tomaten normalerweise viel Platz am Boden verstellen, sind mir noch eine Reihe weiterer Vorteile in den Sinn gekommen, an die ich damals gar nicht gedacht habe.

So sind diese Tomatenpflanzen bei starkem Wind sicher besser dran, weil das Gewicht sie nach unten zieht und damit quasi in Wuchsrichtung stabilisiert. Bei normaler Kultur tragen die Stauden meist ein große Last, die die Triebe nach unten zieht und zur leichten Beute für gröbere Windstöße macht. Wie oft hab ich mich geärgert, wenn der erste Spätsommersturm einen Zweig mit fast reifen Tomatendolden abgebrochen hat. Mal sehen, wie sich die verkehrt herum kultivierten Pflanzen hier schlagen. Großfruchtige Sorten haben damit vermutlich ähnliche Probleme, aber kleinere, traubig wachsende Tomaten sicher einen Vorteil.

Als weiterer Vorteil erscheint mir, dass man die so kultivierten Tomaten viel besser vor Austrocknung schützen kann. Wenn man oben auf den Kübel lose den Deckel aufsetzt, verhindert man die ansonsten massive Verdunstung an heißen Tagen. Der Wurzelbereich befindet sich so quasi in einer abgeschlossenen Umgebung. Allerdings würde ich den Deckel nicht komplett dicht aufsetzen und auf jeden Fall Sauerstoff reinlassen.
Alternativ könnte man oben sogar noch andere Pflanzen setzen, die zwar ebenfalls Wasser verbrauchen, jedoch auch den Wurzelbereich beschatten. Wenn man ordentlich gießt, ist das sicher machbar und sieht nebenbei auch sehr nett aus.

Zudem sind die Pflanzen hängend auch besser gegen Regen und Hagel geschützt, den es ja bei uns auch schon mal unter das Terrassendach drückt, wenn es ordentlich zur Sache geht. Leider sind die Unwetter, die aus Südosten anrücken und auf die offene Terassenseite treffen, immer die heftigsten. Und Tomaten schätzen nasse Blätter und Früchte bekanntlich überhaupt nicht, weshalb das sicher ein wesentlicher Vorteil ist.

So weit, so gut. Wie hab ich es also angepackt, meine sorgsam hochgepäppelten Sämlinge kopfüber einzupflanzen?

Für die Testinstallation hab ich mir einen stabilen alten Kübel gesucht und mit der Mini-Trennscheibe (Dremel) mittig eine rechteckige Öffnung mit rund fünf bis sechs Zentimenter Kantenlänge eingeschnitten.

Kübel für kopfüber Tomatenpflanzung

Durch diese hab ich die Pflanze mit dem Wurzelballen voran von unten durchgesteckt und zum Kübel hin mit einem Streifen Gartengewebe fixiert, was das Loch  gleich auch weitestgehend abgedichtet hat. Erde fällt so keine mehr heraus, und auch Wasser tropft nur langsam durch, sollte man zuviel gegossen haben.

Den Kübel hab ich dann mit Erde aufgefüllt und mit einer stabilen Klemmvorrichtung am Ziergitter der Terassenüberdachung festgeschraubt.

Tomatenpflanze kopfüber

Jetzt muss ich das gelbe Ungetüm nur noch etwas verkleiden und verschönern und bin gespannt, wie sich die Pflanze entwickelt. Gegossen und gedüngt wird sie wie alle anderen. Die „Schwesternpflanze“ – eine zeitgleich angesetzte „Green Zebra“ – wächst normal kultiviert darunter am Terrassengeländer. Wer wird hier jetzt wen überholen? Wetten werden noch angenommen. 😉