Luxuriöse Kräuterküche

Diese Woche haben wieder zwei Kurstage meiner Ausbildung zur diplomierten Kräuterpädagogin stattgefunden. Ich muss zugeben, dass ich an der ganzen Materie nicht nur praktisches, sondern überdies großes „akademisches“ Interesse habe. Das ist vermutlich der Grund, warum ich auch den eher trockenen Botanik-Unterricht total genieße. Aber das Highlight der Woche war definitiv der erste Kochtag. Wir haben ein vielfältiges, unglaublich gutes Wildkräutermenü fabriziert und gemeinsam verspeist, was für mich die volle Motivation ist, auch daheim die Kräuterküche wieder zu forcieren. Und das muss jetzt einfach sein – trotz des im Moment unfassbaren Zeitdrucks zwischen Firma, Ausbildung, Baustelle, Garten & Co.

Diese Wunderwerke haben wir mit Kursleiterin Christina Bachl-Hofmann (amwegesrand.at) in Gruppen fabriziert:

Gedeckter Tisch im Kräuterkurs

Lavendel-Aperitiv, grünes Brot, Schafgarben-Aufstrich (herrlich!), Kräutersuppe, Spitzwegerich-Maki mit Kräutersauße und Steinklee-Marillen-Muffins mit ebensolcher Sauce. Was für ein Festessen!

Spitzwegerich-Maki

Voll motiviert hab ich einige Gerichte am Wochenende gleich in Variationen nachgekocht und mein Repertoir um ein paar neue Rezepte erweitert.

Für das grüne Brot bereitet man einen ganz normalen Germteig zu, wobei man im Wasser für den Teig Wildkräuter nach Belieben püriert. Kleine Weckerl sind daraus schnell gebacken – nett dekoriert mit Sesam, Leinsamen, Blüten & Co. sind sie das Highlight jeder Jause.

Der Schafgarben-Aufstrich war fast das Feinste am Kursmenü, weshalb ich auch hier eine Variante nachgemacht habe – allerdings mit Topfen anstatt der Butter.

Ich hab dafür rund drei Eßlöffel Schafgarben- und Berufkrautblüten mit etwas Grün fein gehackt und in Öl angeröstet. Gemischt mit klein geschnittenem Knoblauch und Zwiebel, einem geriebenen Apfel und je einem Becher Sauerrahm und Topfen ergibt das ein herrliches Aroma. Zusammen mit dem Brot und dekoriert mit ein paar Extrablüten ist das eine Jause, die sowohl den Gaumen als auch die Augen erfreut.

Besonders am Wegerich mit seinem champignonartigen Geschmack hab ich Gefallen gefunden. Die Pflanze wächst zudem so dicht in unserem Garten, dass ich am Abend am Weg zum Haus im Nu eine Handvoll zum Verkochen beisammen habe.

Aber auch die Brennnessel hat es mir angetan. Dieses super-gesunde Kraut gibt es jetzt jede Woche in Form von Spinat, Suppe, Gemüsebeilage, Salaten und „Chips“.

Für letztere braucht man die Blätter nur in Öl zu frittieren und anschließend nach Belieben mit Salz, Sesam o.ä. zu bestreuen. Zudem bin ich im Moment auch am Sammeln von Brennnessel-Samen. Für diese gesunde Zutat schneidet man einfach reichtragende weibliche Samenstände ab, lässt sie trocknen und drischt sie dann vorsichtig aus. Es gibt kaum etwas Wertvolleres auf dem Teller.

Zur Information: Weibliche Pflanzen erkennt man an den schweren, herabhängenden Samensträngen, während die männlichen eher hellgrüne waagrecht abstehende Blütenstände bilden. Eine schöne Beschreibung gibt es hier: https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Brennnessel.html

Das Schöne an der ganzen Sache: Diese Zutaten kosten nichts und sind „Lebensmittel“ im besten Sinn – nicht nur Nahrungsmittel, die den Kalorienbedarf decken. Da steckt einfach so viel mehr drinnen: Vitamine und Mineralstoffe in rauen Mengen. Und auch die so wichtigen Bitterstoffe, die wir aus unseren Kulturpflanzen über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, feinsäuberlich herausgezüchtet haben. Genau die wären aber u.a. so wichtige Verbündete im Kampf gegen unsere zahlreichen Zivilisationskrankheiten.
Also: Öfter mal raus in die Natur statt in den Supermarkt!