Der kleine Wiesenknopf

Im Zuge meiner Ausbildung zur Kräuterpädagogin musste ich diese Woche ein Referat über eine zufällig gezogene Pflanze vorbereiten und halten. Ich hab den Kleinen Wiesenknopf (Sanguisorba minor) erwischt, und bin eigentlich ganz froh darüber. Das attraktive Kraut wächst seit Jahren in meinem Garten, und ich hab es eigentlich nie näher betrachtet, geschweige denn laufend verwendet. Das hat sich mit der Arbeit am Referat gründlich geändert.

Der lateinische Name Sanguisorba minor stammt von Sanguis (=Blut) und sorbere (=saugen, „absorbieren„) ab, und gibt bereits einen guten Hinweis auf die Verwendung des Krauts: Der kleine Wiesenknopf ist eine typische Gerbstoffdroge und wirkt aufgrund dessen zusammenziehend, entzündungshemmend und blutstillend. Viele seiner volkstümlichen Namen weisen darauf hin: Blutströpfchen, Blutstillerin, Drachenblut, kleines Blutkraut usw.

Erstaunlicherweise gehört die Pflanze botanisch zu den Rosengewächsen, wo sie als Windbestäuber mit nektar- und kronblattlosen Blüten eher die Ausnahme darstellt. Sie fühlt sich bei uns auf den kalkhaltigen, trockenen Böden sehr wohl und gibt sich als ausdauernde Pflanze genügsam und pflegeleicht. Zudem ist der kleine Wiesenknopf eine traditionelle Bauerngartenpflanze, die willig neue Blätter treibt, wenn man sie regelmäßig beerntet.

Die frischen Blätter schmecken leicht nussig und nach Gurke. Man kann die jungen Exemplare super roh in Salaten, Kräuteraufstrichen, Eierspeisen etc. verwenden. Ältere Blätter sind aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts (bis zu 10 Prozent!) nicht mehr so schmackhaft und bekömmlich, können aber auch in Maßen noch in Kräuterfüllungen o.ä. verwendet werden.

Sehr missverständlich sind einige der weiteren volkstümlichen Namen des Kleinen Wiesenknopfs: Pimpinelle, Bibernelle, Wiesen-Bibernelle, Kleine Bibernelle etc. Diese legen nämlich eine Verwechslung mit dem gleichnamigen Doldenblütler Pimpinella saxifraga nahe, der wirklich so heißt und im Jugendstadium tatsächlich auch sehr ähnliche Blätter hat. Man sollte also wirklich vom „Kleinen Wiesenknopf“ sprechen, wenn man ihn meint.

Als „Pimpinelle“ ist das Kraut auch Bestandteil der berühmten „Frankfurter Soße“. Traditionell werden dafür Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle (also Kl. Wiesenknopf), Sauerampfer und Schnittlauch fein gehackt, mit Sauerrahm oder Joghurt vermischt, mit Essig und Öl aufgeschlagen und abgeschmeckt. Ich hab dazu folgendes Rezept ausprobiert, mich bei den Kräutern allerdings nicht ganz an die traditionelle Auswahl gehalten, sondern einfach Vorhandenes verwendet:

Rund 10 TL fein gehackte Kräuter werden zusammen mit 1 fein gehackter Zwiebel in einer Schüssel mit 1 EL Weinessig übergossen und rund 30 Minuten stehen gelassen.

In der Zwischenzeit werden 4 hartgekochte Eier ebenfalls fein gehackt und mit je 1/8 Liter Schlagobers und Joghurt, 1/2 TL Salz, etwas Pfeffer und 1 TL Senf verrührt. In diese Mischung werden unter ständigem Rühren noch 4 EL Pflanzenöl eingerührt.

Zum Schluss mischt man die in Essig eingelegten Kräuter unter und lässt die Soße nochmals kurz durchziehen. Mit ein paar großen Ofenerdäpfeln und etwas gedünstetem Gemüse genossen gibt das sogar eine sehr feine vegetarische Hauptmahlzeit.

Fakt ist, dass ich den Kleinen Wiesenkopf nun bewusst in meinem Kräuter- und Gemüsegarten ansiedeln werde. Das sehr gesunde Kraut wandert dann öfter einmal in unseren Salatteller – gedenk des alten Spruchs „Isst Du viel Pimpernell, stirbst Du nicht so schnell“. 🙂

Wer Interesse am Handout zum Referat hat, kann es hier herunterladen:

Handout Referat Sanguisorba minor