Wilde Wurzelküche

Vorletzte Woche haben wir uns wieder für einen Kräuterworkshop von Christina und Ronald angemeldet und einen wunderbaren Tag an der Schwarza verbracht. Wie immer war’s eine super Mischung aus Information über die Umgebung, die Pflanzen, deren Verwendung und kulinarischem Genuss.

Die Schwarza ist ein Quellfluss der Leitha und entspringt in den Gutensteiner Alpen. Im Mittellauf wird dem Fluss seit langem viel Wasser entnommen, wodurch sich im Unterlauf bei Bad Erlach eine breitere, sehr trockene Flusslandschaft mit vielen Schotterbänken gebildet hat. Nur kurzzeitig verwandelt sich dieses ausgetrocknete Flussbett in einen reißenden Strom, wenn der Schnee schmilzt oder starke Regenfälle niedergehen. Die meiste Zeit kann man also über das botanisch total interessante Schotterbett wandern und zahlreiche Pflanzen in diesem einzigartigen Lebensraum bewundern und auch sammeln.

Wir haben jede Menge Wurzeln gesucht, gefunden und gesammelt und daraus anschließend in Neudörfl ein sehr feines Wildmenü gekocht. Neben der bekannten Wilden Möhre, der Nelkenwurz, der Nachtkerze („Schinkenwurzel“) haben wir beispielsweise auch das Orientalische Zackenschötchen oder die Gemeine Ochsenzunge behandelt, die mir bisher weniger bzw. nicht bekannt waren. Auch die Wilde Karde haben wir verarbeitet.

Hier unser Menü:

  • Rahmsuppe mit Wilder Möhre und Nachtkerze
  • Kürbis-Süßkartoffel-Wurzelpfanne mit Ziegenkäse
  • Zackenschötchen-Dipp
  • Süße Maki mit Wilde-Möhre-Kokosmilch-Creme und gerösteten Nüssen
  • Wilde-Möhre-Kokosmilch-Creme

Holla, das war wieder gut! 🙂
Ich werde zum Thema „Wurzeln“ noch einen eigenen Beitrag verfassen.

Nach dem opulenten Essen haben wir noch ein paar „Goodies“ zum mitnehmen produziert: Kardentinktur, Meisterwurzsalbe und Glühwein-Zucker mit Echter Nelkenwurz (Geum urbanum).

Letzterer war so gut, dass wir dieses Wochenende nochmal ausgeschwärmt sind, Nelkenwurzeln gesammelt und nachproduziert haben.

So sieht die Nelkenwurz-Wurzel aus:

Nelkenwurz-Wurzel

Und hier gibt’s Infos zum sicheren Erkennen und bestimmen: https://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Nelkenwurz
https://www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/echte-nelkenwurz/

Beachten sollte man, dass die Blätter der Grundrosette etwas anders aussehen als die Blätter am Stängel. Die Wurzel entfaltet – dem Namen entsprechend – ein typisches Nelkenaroma, nur etwas feiner als die Gewürznelken tropischen Ursprungs. Für diese wurde die Wurzel früher auch als einheimischer Ersatz verwendet. Verantwortlich für den Geschmack und Geruch ist das Eugenol, das gleichzeitig oberflächlich schmerzstillend, entzündungshemmend und antibakteriell wirkt. Deshalb zerkaut man naturheilkundlich bei Zahnschmerzen ja auch vorsichtig Nelken.

Hier also das Rezept für den extrem feinen Glühwein-Würzer:

  • 5 EL frische, geputzte, in kleine Stücke geschnittene Nelkenwurz-Wurzeln
  • 1 Stange Zimt geraspelt
  • 1 TL Kardamomkapseln gemörsert
  • Schalen von 2 Bio-Orangen fein abgerieben
  • Schale einer Bio-Zitrone fein abgerieben
  • Mark von 2 Vanilleschoten
  • 500 g Rohrzucker

Alle Zutaten vermischen, mit dem Pürierstab kurz anpürieren und auf einem Backblech trocknen lassen. Im Backrohr bei 40 Grad geht das sehr schnell.

Anschließend nochmal mörsern – je nach gewünschter Konsistenz kristallin oder pulvrig. Die Mischung riecht und schmeckt so was von gut und bereichert Glühwein, Backwaren und andere herbstliche Schmankerln.

Fazit: Wieder einmal sehr genial! Ich glaub, ich bin Fixstarter bei den ersten Knospen-Workshops meiner beiden Kräuterlehrer im Frühjahr.
Hoffentlich kommt bald der neue Veranstaltungskalender: https://amwegesrand.at/termine

Hier noch ein Buchtipp am Schluss:  Die Kraft der Wurzeln – Verborgene Schätze unserer Heilpflanzen von Simone Schalk.
Mit schönen Pflanzenportraits und vielen Informationen zu Wurzelküche und Heilanwendungen. Ist bereits Teil meiner stetig wachsenden Wildpflanzen-Bibliothek. 😉