Schon wieder ein Neuzugang!

Endlich lässt die berufliche Arbeitslast wie geplant nach und auch Welpe, Ente, Garten und Baustelle erfordern nicht mehr die Aufmerksamkeit wie noch vor einem Monat. Zeit also, endlich meine Braueule anzuwerfen und meine eigene Hausbier-Marke zu entwickeln. Denkste. Ich hatte diese Woche mit großer Vorfreude alles für den ersten Brautag vorbereitet, als mir das Schicksal schon wieder einen arbeitsintensiven Neuzugang bescherte.

Dienstags am späten Nachmittag hab ich noch einen Abstecher in den Obstgarten gemacht um einen Kübel reife Marillen zu klauben. Immer wieder hab ich dabei vom Nachbargrundstück ein leises Fiepen vernommen. Da dort aber Leute bei der Arbeit waren, nahm ich an, dass ein Tier um Futter oder Spiel bettelte. Das Fiepen steigerte sich jedoch zu einem ziemlich verzweifelt klingenden lauten Jammern und Schreien, weshalb ich schließlich alles liegen und stehen ließ und nachschauen ging. Was dann passierte, war – gelinde gesagt – eine bodenlose Frechheit.

An der Grundstücksgrenze angekommen war klar, dass da eine Katze ein Riesenproblem haben musste. Weshalb hörten die Arbeiter in unmittelbarer Nähe da drüben das denn nicht? Es war ansonsten doch leise – kein Lastwagen lief, kein lautes Werkzeug. Weshalb reagierten die nicht, zum Teufel? Erst als ich über den Zaun hinweg Alarm schlug, kam plötzlich Leben in die Männerrunde, und anscheinend wussten sie auch gleich, wer da wo ein Problem gehabt hatte, weil sie mir ein triefendes, stark unterkühltes und halb ertrunkenes Bündel Baby-Katze hinhielten, das sie gerade aus einer Wassertonne gefischt hatten. „Wie Du es leicht haben?“

Verdammt, war ich wütend. Man muss mit Anschuldigungen wirklich sehr vorsichtig sein, aber im besten Fall haben sich diese Leute durch eine unfassbare Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber schuldig gemacht und das Tier einfach bewusst seinem Schicksal überlassen. Natürlich wollte ich es haben. Was denn sonst, verdammt? Wieder zurück in die Tonne und ersaufen lassen? Mann! 🙁

Ich hab das Kätzchen daraufhin sofort in ein Handtuch gewickelt und im Eiltempo zum Tierarzt gebracht, wo es eine Injektion und Sauerstoffmaske bekam um es wieder halbwegs zu reanimieren. Das Röcheln beim Atmen war danach nur mehr ganz leise zu hören, allerdings war durch das verzweifelte Schreien der Nabel gebrochen, wodurch sich eine Riesenbeule auf dem kleinen Hungerbauch breit machte. Der Darm ließ sich zum Glück vorsichtig zurückschieben, quoll aber bei bestimmten Bewegungen immer wieder aus der Bauchdecke.

Jedenfalls wurde ich nach über einer Stunde mit dem kleinen schwarzen, vier bis fünf Wochen alten Katzenmädel nach Hause entlassen: Füttern mit Babymilch in kurzen Intervallen, danach Bäuchlein massieren, den Darm beim Nabelbruch immer wieder vorsichtig in die Bauchhöhle zurückschieben, die zahlreichen Flöhe händisch fangen, da ein reguläres Flohmittel das Tierchen vermutlich umbringen würde. Klang fast nach einem Fulltime-Job, also erst einmal alles andere liegen und stehen lassen.

Gerettetes Katzenbaby

Die erste Nacht hab ich kaum geschlafen, wurde aber am Tag darauf mit einem zunehmend munteren Kätzenmädchen belohnt, dass bereits die ersten Schnurrversuche machte. Da ich natürlich auch andere Dinge zu tun hatte, hab ich sie in meinem Bett ruhen lassen, weil sie nur dort nicht sofort losgejammert hat, wenn ich nicht im Raum war. Nun ja – einmal auf’s Katzerkisterl gehen heißt noch lange nicht stubenrein sein – und so hat sie es gleich mit allem besudelt, was aus ein kleinen Katze halt so rauskommt, die auf Teufel komm raus frisst, weil sie enormen Nachholbedarf hat. Die Waschmaschine hatte einige Überstunden zu leisten. Und ich auch.

Gerettetes Katzenbaby

Aber mein Herz lacht. Das liebenswerte kleine Mädchen lebt, scheint sich bestens zu erholen und hat ab sofort ein gutes Plätzchen auf Lebenszeit. 🙂

Gerettetes Katzenbaby

Unserem Viktor geht’s ebenfalls gut. Nach rund fünf Wochen unterscheidet ihn kaum mehr etwas von einer ausgewachsenen Ente. Das Erwachsenengefieder bedeckt schon fast seinen gesamten Körper, und die Flügel haben ihre Spannweite alle paar Tage verdoppelt. Nur die wuchtigen Schwungfedern fehlen noch, sprießen aber schon. Ein Wahnsinn – Entenstarter rein, Enten-Features raus – in enormem Tempo. Seine Beinchen haben schon die endgültige gelbe Färbung angenommen, und auch sein Schnabel wird von den „Mundwinkeln“ her zunehmend gelblich, weshalb ich mittlerweile glaube, dass wir hier wirklich ein Männchen haben.

Spaßhalber hab ich diese Woche auch gemeint, dass unser Viktor nun die Pubertät erreicht hätte, weil er nicht mehr kritiklos überall mit hinwatschelt und zunehmend seinen eigenen Kopf durchsetzt. Zum Baden hab ich ihm die Betonwanne bei unserer Gartendusche mit Brunnenwasser gefüllt, was er ausgiebigst in Anspruch nimmt. Nur der zeitweise notwendige Rücktransport in den Entenverschlag ist jedes Mal ein Drama. Man glaubt gar nicht, wie laut Enten schimpfen können, wenn Ihnen etwas nicht passt. 🙂

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Ich denke, kommende Woche geht es dann das erste Mal ab in die nahegelegenen Teiche. Wir werden gemeinsam eine Runde schwimmen und nach Möglichkeit Tuchfühlung mit der dortigen Enten-Community aufnehmen.