Verdammte Hitze

Die letzten Sommer waren für den Garten der pure Wahnsinn. Wochenlange Hitzeperioden mit über 30 Grad und ausbleibende Regenfälle haben mittlerweile sogar den jahrzehntealten Obst- und Nadelbäumen zugesetzt. In den ersten Jahren nach dem Hauskauf 2011 mussten wir den Sommer über noch alle zwei bis drei Wochen mähen. Mittlerweile beschränkt sich dieser Aufwand auf ein bis zwei Mahden im Frühjahr und weitere zwei bis drei im Herbst. Dazwischen ist die Wiese eine hellbraune, verdorrte Steppe, auf der außer ein paar kleinen Bibernellen, Disteln und Schafgarben kaum mehr etwas wächst.

Obwohl wir rund sechs Kubikmeter Regenwassertanks ums Haus verteilt haben, schaffen wir es nicht, den ganzen Garten über die mittlerweile sehr ausgedehnten Trocken- und Hitzeperioden zu bringen. Kein Problem, wozu gibt es Brunnenwasser? Sollte man meinen. Der Grundwasserspiegel ist in den letzten drei Jahren derartig gesunken, dass die alte Pumpe kaum mehr ins Wasser eintaucht. Vermutlich dadurch hat sie voriges Jahr auch den Geist aufgegeben.

Vertrocknete Wiese

Im Moment gieße ich also wirklich nur das Notwendigste – mit kostbarem Trinkwasser aus der Leitung. Meines Erachtens ist das ökologisch alles andere als sinnvoll. Ich denke, ich muss mir wirklich Gedanken machen, wie ich den Garten langfristig hitzeresistenter umgestalte. Vermutlich sollte ich an den exponiertesten südseitigen Hitzeinseln auch auf andere Pflanzen setzen.

Winterharte Zitruspflanzen, Oliven- und Feigenbäume trotzen dem extremen Sommerwetter ganz gut. Und natürlich auch mediterrane Kräuterstauden wie der Rosmarin, der mittlerweile schon Baumformat hat. Unsere flachwurzelnden Nadel-, Obst- und Nussbäume hingegen leiden trotz der einen oder anderen Wassergabe derartig, dass sie bereits beginnen, wie im Herbst ihr Laub abzuwerfen. Und einige der alten Duftrosen werden den Sommer wohl nicht mehr überleben. 🙁

Hitzeschäden an der Zuckerhutfichte:
Hitzeschäden an der Zuckerhutfichte

Ein kleiner Mandelbaum kämpft gegen die Hitze:
Hitzegeschädigter kleiner Mandelbaum

Vor ein paar Jahren noch hat eine dicke Mulchschicht die Baumscheiben vor dem Austrocknen bewahrt. Leider ist dafür mittlerweile von den wenigen Mahden nicht einmal mehr genug Grasschnitt übrig.

Was tun? Ich hab beschlossen, dass über den Winter ein komplett neues Gartenkonzept her muss. Die nächsten Sommer werden, was Trockenheit und Hitze betrifft, wahrscheinlich nicht besser werden. Leider eher im Gegenteil.

Essentiell wird es meines Erachtens sein, den flachen Garten viel besser zu strukturieren und mehr Schattenflächen und Vertiefungen bzw. Erhöhungen zu schaffen. In den so entstehenden Kleinklima-Zonen können dann entsprechende Pflanzen in etwas kühlerem und auch feuchterem Substrat gezogen werden.

Auch müssen mittelfristig viel mehr große ausladende Bäume her, die optimalerweise mit kräftigen Pfahlwurzeln ihr Wasser tief aus dem Erdreich beziehen und größere Flächen des Gartens mit ihren Kronen beschatten. Die Recherche über entsprechende schnell wachsende Kandidaten hab ich bereits begonnen.

Prinzipiell kann man Pflanzen bzw. Bäume in Flach- und Tiefwurzler unterteilen:

  • Flachwurzler: Treiben ihre Wurzeln knapp unter der Oberfläche in die Horizontale, um versickerndes Oberflächenwasser aufzunehmen. Oder manchmal auch, weil es der Untergrund nicht anders zulässt.
  • Tiefwurzler: Schieben ihre Wurzeln tief in den Boden, um im besten Fall bis zum Grundwasser vorzustoßen.

Der Boden bei uns ist ziemlich durchlässig und hat unter der Humuslage vermutlich ausgiebige Schotterschichten, die die Wurzeln eigentlich ganz gut durchdringen müssten. Beispiele für große einheimische Tiefwurzler sind laut meiner Recherche Eibe, Eßkastanie, Eiche, Esche, Kiefer, Lärche, Linde, Speierling, Tanne, Ulme, Wacholder und Walnussbaum. Je eine Lärche und Eibe haben wir bereits in der Hitze des vorigen Jahres verloren, weshalb ich den Fokus lieber auf Laubbäume setzen möchte, die als letzte Rettung vor dem Verdursten einen Teil ihrer Blätter abwerfen können um die Verdunstung zu verringern.

Aber auch so mancher einheimische Flachwurzler hat Strategien entwickelt, der Trockenheit und Hitze zu trotzen.

Folgende einheimische Baum- und Strauch-Kandidaten sind nun in der näheren Auswahl:

  • Ein- und zweigriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna und laevigata): Ein kleinkroniger Blütenbaum mit hoher Lebenserwartung, sehr robust und windfest. Für sonnige und trockene Standorte bestens geeignet. Gutes Vogelnähr- und -schutzgehölz.
  • Dirndlstrauch (Cornus mas): Langsam wachsender, aber sehr robuster und langlebiger Strauch, der auch baumförmig gezogen werden kann. Gut geeignet für trockene Standorte, super Bienen- und Hummelpflanze. Die roten Steinfrüchte sind reich an Vitamin C.
  • Felsenkirsche (Prunus mahaleb): Kleiner Baum mit attraktiven Blüten und essbaren Früchten. Super für sehr trockene und auch steinige Standorte. Gutes Tier- und Vogelnährgehölz.
  • Schwarzer Holler (Sambucus nigra): Sehr robuster und anspruchsloser Flachwurzler(!), der auch mit Trockenheit ganz gut zurecht kommt. Hat bereits bei uns im Garten Fuß gefasst und wird sicher noch um weitere Exemplare ergänzt.
  • Mehlbeere (Sorbus aria): Langlebiges Vogelnährgehölz, sehr hitze- und trockenresistent.
  • Elsbeere (Sorbus torminalis): Langlebiger, wärmeliebender Baum mit großem Wurzelsystem. Sehr hitze- und trockenheitsverträglich. Ein kleines Exemplar hab ich bereits letztes Jahr gepflanzt und es hat sich bis jetzt gut gehalten.
  • Birke (Betula pendula): Schnell wachsender, allerdings kurzlebiger Laubbaum, der sehr sonnige Lagen erträgt.
  • Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia): Langlebiger Baum mit attraktiven Früchten. Auch für sehr trockene und auch arme Böden geeignet. Kalkliebend.
  • Speierling (Sorbus domestica): Prächtiger, wärmeliebender Obstbaum. Nicht explizit als extrem trockenheitsresistent ausgewiesen, aber ich hab bereits letztes Jahr ein kleines Exemplar gepflanzt, das sich bis jetzt gut gehalten hat.

Mit unseren zahlreichen Schwarzfichten (Pinus nigra) sind wir eigentlich sehr zufrieden und abgesehen von ein paar braunen Nadeln halten auch sie sich angesichts der endlosen Dürreperiode nicht schlecht.

Ich werde auf jeden Fall beim kommenden Heckentag einige Pflanzen kaufen und im Herbst mit der Aufforstung beginnen. Was ich dort nicht bekomme, werde ich mir in Baumschulen der näheren Umgebung besorgen – in der Hoffnung, dass diese Pflanzen den regionalen Boden und das lokale Klima weitestgehend gewöhnt sind.

Was die versteppte Wiese betrifft, so werde ich versuchen, noch mehr hitzeverträgliche Wildkräuter anzusiedeln und z.B. mit Rosmarinhecken da und dort kleine beschattete Streifen zu schaffen. Und nicht zuletzt müssen wir vermutlich auch unser Mähverhalten nochmal überdenken, um mit gut deckender, robuster Vegetation in die heißen Monate zu gehen.

Nicht zuletzt werde ich versuchen, auch Permakultur-Elemente in die neue Gartenplanung einfließen zu lassen. Man sollte dem Garten nicht zu viel aufzwingen, sondern eher der Natur beim Entfalten helfen. Macht weniger Arbeit, ist nachhaltiger und nicht zuletzt auch billiger. 🙂

Mal sehen, ob’s gelingt.