Im Kräuter-Kochworkshop

Letztes Wochenende waren wir in Pottenstein auf einem Kräuter-Workshop meiner Kräuterpädadogik-Ausbildner Christina und Ronald (amwegesrand.at). Nach einer Kräuterwanderung in wunderbarer Umgebung, bei der wir alle notwendigen Zutaten gesammelt haben, ging’s in der Küche eines alten Bauernhofs ans Zubereiten. In Gruppenarbeit ist dabei ein außergewöhnliches, exzellentes Menü entstanden. Fazit: 100% empfehlenswert!

Nachdem ich vom ersten Kochtag meiner Ausbildung schon schwer begeistert war, musste ich einfach diesen Workshop buchen. Er wurde unter dem Titel „WILDFRÜCHTE, AROMATISCHE GRÄSER UND AUSGEWÄHLTE HEILPFLANZEN – Entdecken, Sammeln, Verarbeiten und Genießen“ angeboten und hat wirklich jedes Versprechen erfüllt. Von der Kräuterwanderung haben wir neben Körben voll Wildfrüchten und Kräutern auch jede Menge neues Wissen mit nach Hause gebracht.

Die gesammelten Schätze haben wir daraufhin in Gruppen zu folgendem Drei-Gänge-Menü verkocht:

  • Aperitiv: Sekt mit Vogelbeer-Birnen-Kompott
  • Pastinaken-Sellerie-Cremesuppe mit Quecke, gerösteten Brennnesselsamen und Vogelbeer-Birnen-Kompott
  • Kartoffellaibchen mit frischen Wilde-Möhre-Samen und Bibernellen-Wiesenknopf-Sauce, dazu Spinat vom Guten Heinrich
  • Topfennockerl in Mandel-Bucheckern-Brösel mit Brombeer-Kornellkirschen-Sauce und geröstetem Wiesensalbei

Pastinaken-Sellerie-Cremesuppe mit Quecke und Kompott

Kartoffellaibchen mit frischen Wilde-Möhre-Samen und Bibernellen-Wiesenknopf-Sauce, dazu Spinat vom Guten Heinrich

Oh Mann, so gut! Sowohl für’s Auge auch als auch für den Gaumen!

Topfennockerl in Mandel-Bucheckern-Brösel mit Brombeer-Kornellkirschen-Sauce und geröstetem Wiesensalbei

Im Anschluss ans gemeinsame Essen haben wir noch Kompott aus Vogelbeeren, Kriecherln und Birnen eingeweckt, eine Augentrost-Creme mit Queckenwurzeln zubereitet und weitere Produkte aus der Bibernellenwurzel hergestellt (Sirup, Tinktur).

Besonders interessant waren für mich folgende Dinge:

Suppe mit süßer Einlage

Die Kombination der Wurzelgemüse-Suppe mit dem süßen Kompott als Einlage war echt ein Hit. Auf die Idee, diese Zutaten in einem Gericht zu kombinieren, wäre ich nie gekommen. Die fruchtige Note harmoniert aber perfekt mit den „bodenständigen“ Wurzelaromen.

Wilde Möhre und deren Verwendung

Die Wilde Möhre kann in allen Teilen verwendet werden. Die Wurzeln, geerntet im ersten Standjahr der zweijährigen Pflanze, bereitet man wie die der Kultur-Karotte zu. Sie schmecken etwas süßer und weniger wässrig. Durch den hohen Vitamingehalt sind sie ein sehr wertvolles Nahrungsmittel.
Die Blätter und jungen Triebe sind als Wildgemüse roh oder gekocht verwertbar. Die Blüten kann man als Dekoration verwenden oder auch in Teig ausbacken.

Auch die Samen haben sehr wertvolle Inhaltsstoffe und können frisch oder getrocknet gegessen werden. Interessant ist hier, dass sie früher in größeren Mengen erfolgreich zur Empfängnisverhütung eingesetzt wurden. Neueste Studien belegen diese Wirkung! Ständige Einnahme größerer Mengen kann möglicherweise sogar langfristig eine Insuffizienz der Eierstöcke bewirken!
Weiters gibt es Hinweise, dass die Möhrensamen die kognitiven Fähigkeiten verbessern und den Zelluntergang von Krebszellen beschleunigen können.
Das ätherische Öl der Karottensamen wirkt zudem stressregulierend und vermittelt Ruhe und Entspannung. Indische Studien weisen außerdem auf eine signifikante Senkung des Augendrucks durch Anwendung von Karottensamenextrakt hin.

Es ist total spannend, wie die moderne Wissenschaft teilweise Jahrhunderte alte Anwendungen bestätigt und auf die entsprechenden Inhaltsstoffe zurückführt. Und dies nicht einmal bei schwer erreichbaren, raren Regenwald-Exoten, sondern bei Pflanzen, die wir wegen ihrer Allgegenwärtigkeit oft kaum mehr wahrnehmen.

Kleine Bibernelle und deren Verwendung

Die Kleine Bibernelle ist ebenfalls überall auf mageren Wiesen und auch Brachflächen anzutreffen. In Europa hat sie eine lange Tradition als Heilpflanze. Als „deutsche Theriak-Wurzel“ wurde und wird ihre Wurzel in Form von Tees, Tinkturen und Kräuterweinen gegen Husten, Heiserkeit, Grippe, Kehlkopfentzündungen, Bronchitis und dergleichen eingesetzt.

Durch die enthaltenen Cumarine wirkt sie auch gegen Gicht, Rheuma und Krämpfe. Allerdings sollte man eine Dosis von 6 bis 12 g in Abhängigkeit vom Körpergewicht nicht überschreiten, da durch die Inhaltsstoffe auch ein Einfluss auf die Blutgerinnung zu erwarten ist.

Kulinarisch eignet sich die Bibernelle sehr gut als Aromatisierungspflanze. Der pfefferartige, scharf-aromatische Geschmack wird hauptsächlich zur Herstellung von Schnäpsen und Likören, aber auch als Wildgewürz geschätzt.

Die Kriech-Quecke und deren Verwendung

Ein komplettes Novum war für mich die kulinarische Verwendung der Kriech-Quecke – des Grases, das mich als „Unkraut“ im Garten manchmal schon zur Weißglut gebracht hat.

Dies ist jedoch so interessant, dass ich dazu einen eigenen Artikel plane.
Vorab: Die weißen Ausläufer des mächtigen Rhizoms erinnern im Geschmack an junge Sprossen, und können in Suppen und Gemüsegerichten sehr gut verwertet werden. Sie enthalten sehr viel Kieselsäure, wirken als Tee  nierenreinigend und lindern Verspannungen.

Fazit:

Sobald die beiden wieder einen ähnlichen Workshop anbieten, werde ich wieder „zuschlagen“. Ich hab selten an einem Tag so viel gelernt, so gut gegessen und so viele wertvolle Produkte mit nach Hause genommen. 🙂