Viel gelernt (Kastanienwaschmittel!) – der Abschied naht

Diese Woche hab ich in der Kräuterausbildung meinen zweiten und letzten Fachkompetenztest vor der Abschlussprüfung im Jänner (mit Erfolg) absolviert. Der Abschied naht, und ich vermisse die monatlichen Kurseinheiten schon jetzt. Meine Kollegen sind alle liebenswerte Zeitgenossen, die Ausbildner voll engagiert, kompetent und menschlich total nett. Verdammt, kann man den Kurs nicht zu einer Dauer-Institution machen? Es macht einfach unglaublich Spaß, so viele spannende Dinge und Fähigkeiten in so harmonischer Runde zu lernen.

Dabei hatten wir großes Glück – es ist der letzte Kräuterpädagogik-Lehrgang der Vitalakademie, der „am Land“ in Wöllersdorf stattfindet. Aktuell gibt es die Ausbildung in meiner Region nur mehr in Wien und in anderer Ausbildner-Besetzung, wobei Christina und Ronald zum Glück wieder federführend beteiligt sind, bei denen ich ja bereits wirklich tolle Workshops besucht habe. Allerdings muss der neue Kurs ohne die jetzige Lehrgangsleiterin Gabriela Baderer auskommen, was extrem schade ist. Ich hab unglaublich viel von ihr gelernt – von der Geschichte der Heilkräuter über die kulinarischen und heilkundlichen Anwendungen bis hin zu neuen Kniffen im Seifensieden. Wie schon gesagt – ich werde alle arg vermissen. So viele Monate gemeinsamen Lernens schweißen schon ordentlich zusammen.

Allerdings bietet auch Gabriela weiterhin Kurse und Workshops an, wo ich mich sicher im kommenden Jahr öfter einmal einbuchen werde.

Was war das Interessanteste diese Woche? Zum einen die Herstellung von Seifen im Heißverfahren (ein Thema für den kommenden Blogbeitrag), zum anderen natürliche Waschmittel, wie ich sie schon längst einmal ausprobieren wollte. Nur dachte ich bisher immer, dass dies extrem aufwändig wäre – weit gefehlt, wie uns Gabriela am Donnerstag gezeigt hat. Zum ersten Mal hab ich mich dieses Wochenende auf’s leidige Wäschewaschen gefreut, weil ich selbstgemachtes Kastanienwaschmittel endlich selber ausprobieren konnte. 😀

Dafür werden die Früchte der Rosskastanie im Herbst gesammelt, in einem leistungsstarken Mixer zerkleinert und getrocknet. So halten sie in einem Einmachglas gelagert ein Jahr lang bis zur nächsten Ernte. Von diesem Pulver nimmt man dann jeweils etwa vier Esslöffel, mixt es in einem Liter Wasser gut auf, lässt es kurz stehen und seiht die Flüssigkeit danach ab. Umständliches Aufkochen und lange Wartezeiten sind – wie in vielen anderen Rezepten beschrieben – definitiv nicht erforderlich.

Getrocknetes Kastanienpulver

Mit dieser Menge „Flüssigwaschmittel“ kann man je nach Größe der Waschmaschine und Verschmutzung der Wäsche ein bis vier Mal waschen. Und den Rückstand an Rosskastanienpulver kann man weitere drei bis vier Mal zur Herstellung der Waschlauge verwenden (im Kühlschrank lagern)! Also sehr ergiebig – ganz im Gegenteil zu dem, was ich bisher gedacht habe.

Flüssigwaschmittel aus Kastanien

Das natürliche Flüssigwaschmittel kann man entweder direkt in die Waschtrommel, aber auch ins normale Waschmittelfach leeren. Hat man gröbere Flecken in der Wäsche, so sollte man dem Waschgang noch einen Esslöffel Waschsoda zugeben.
Die Kastanienlauge hat keinen Eigengeruch. Möchte mal also einen sanften Duft in der Wäsche, so gibt man ins Weichspülerfach noch einige Tropfen ätherisches Öl. Auch ein Schluck Essig als Weichspüler schadet nicht. Der Essiggeruch ist später nicht mehr wahrnehmbar.

So hab ich’s gestern also ausprobiert und für gut befunden. Zuerst einmal mit normaler, eher dunkler Buntwäsche bei 40 Grad. Es hat perfekt funktioniert, was die einheimische Kastanie somit zu einer optimalen ökologischen Alternative für herkömmliches Waschpulver und auch für die indischen Waschnüsse macht, die um die halbe Welt zu uns geschippert werden müssen. Auch für die Waschmaschine dürfte dies die schonendere Alternative zu den aggressiven Tensiden der Industriewaschmittel sein.

Für helle Wäsche muss man vorab etwas mehr Arbeit investieren, da die dunkle Schale der Kastanienfrüchte vor der Verwendung entfernt werden sollte. Ich werde im kommenden Jahr auf jeden Fall einen guten Vorrat anlegen und mir dann auch Gedanken machen, wie man dies alles möglichst zeitsparend herstellen kann. Bis dahin stehen auch noch ein paar Versuche mit Efeu als Saponin-Quelle auf dem Programm, was für helle und empfindliche Wäsche vielleicht sogar die bessere Wahl ist.

Vorläufig wasche ich meine Buntwäsche auf jeden Fall mit dem bisschen Kastanienpulver, das ich vorrätig habe. Für die helle Wäsche wird noch der Vorrat an herkömmlichem Waschpulver verwendet, und im kommenden Herbst brauchen wir dann hoffentlich auch das nicht mehr kaufen. 🙂

Womit wir über Umwege wieder beim ökologischen Fußabdruck angelangt sind, für den es einen neuen Rechner des Ministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus gibt: http://www.mein-fussabdruck.at/.
Bei Ernährung und Mobilität schneide ich hier extrem gut mit einem Bruchteil des österreichen Durchschnitts ab. Beim Wohnen hinterlässt leider das große alte Haus seine Spuren, wobei wir aber viele Räume nicht oder nur bei Bedarf heizen und natürlich keinerlei Klimaanlagen verwenden. Und beim Konsum verschlechtern interessanterweise unsere zahlreichen Haustiere die Bilanz merklich. Dennoch liege ich in der Gesamtwertung deutlich unter dem Österreichschnitt, aber leider global gesehen immer noch viel zu hoch. Da gibt’s noch viel zu tun.