Zitrusliebe

Seit geraumer Zeit werden die Zitruspflanzen in Haus und Garten immer mehr, zumal ich nach Fertigstellung der Zentralheizung nun auch genug vernünftige Winterstandplätze für diese wunderbaren Gewächse habe. Ich muss gestehen, dass ich mich sukzessive in diese reich blühende und fruchtende Pflanzengattung verliebt habe. Im Grunde sind die Pflanzen relativ pflegeleicht und eine Wohltat für Auge, Nase und Gaumen. Da verzeiht man gerne ein paar Piekser ihrer Dornen und die Arbeit beim Überwintern.

Die Gattung der Zitruspflanzen gehört zur Familie der Rautengewächse. Ursprünglich stammen sie aus den tropischen  und subtropischen Regionen Südostasiens, werden aber mittlerweile weit verbreitet in warmen Regionen kultiviert.

Charakteristisch für die Gattung Citrus sind ihre Früchte – die Zitrusfrüchte, die eine gattungseigene Sonderform der Beere darstellen. Sie sind reich an Vitamin C und Mineralstoffen. In den Drüsen der äußeren Schalen werden ätherische Öle gebildet, die die Früchte auch als Würz- und Duftmittel interessant machen. Erwähnenswert ist noch, dass Zitrusfrüchte nicht nachreifen und unter 2 Grad Celsius bitter werden.

Die Pflanzen selbst sind immergrüne Bäume oder Sträucher, die Pfahlwurzeln mit seitlichen Sekundärwurzeln ausbilden. Die Blüten wiederum sind weiß und fast immer stark duftend. Aus Ihnen wird auch das wertvolle Neroliöl gewonnen.

Ich hab mittlerweile etliche Schätze in meiner Zitrussammlung, die allesamt wunderbar blühen und fruchten. So z.B. Kumquats (eigene Pflanzengattung!), eine Grapefruit (Citrus paradisi), Calamondin, die Kaviarlimette und natürlich meine altbewährte Zitrone und Mandarine.

Kumquat

Mandarine

Mandarinenblüte

Alles, was ich für diese Pracht tue, ist die Pflanzen (regel-)mäßig feucht zu halten und hie und da mit hochwertigem Zitrusdünger zu versorgen. Im Winter wandern sie in den temperierten und leidlich hellen Heizraum, wo alle die finstere Jahreszeit ganz gut überstanden haben. Die eine oder andere Blattlaus hat nach der Übersiedelung auf die Terrasse gleich das Weite gesucht oder wurde von anderen Insekten vertilgt.

Worauf ich sehr gespannt bin, ist die weitere Entwicklung meiner Bergzitronen-Sämlinge. Ich hab ja vorletztes Jahr aus den Exemplaren meines Kollegen Samen abgenommen und vorgezogen. Daraus sind mehrere starke kleine Bäumchen entstanden, sie sogar den letzten Winter schon problemlos im Freien überstanden haben. Da die Art sehr naturbelassen und nur wenig „überzüchtet“ wirkt, vermute ich, dass die robusten Bäumchen nach einigen Jahren sogar Früchte tragen könnten. Bei durch Samen vermehrten Zitronenpflanzen ist das meist, aber nicht immer der Fall. Die generative Vermehrung durch Aussaat birgt zudem stets das Risiko, dass das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht. Man weiß vorher nie, welche Eigenschaften der Elterngeneration sich im jungen Zitrussämling durchsetzen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist jedoch eine Eigenheit der Zitrussamen: Jeder Samen kann mehrere Embryonen enthalten (Polyembryonie), was unter Samenpflanzen sehr selten ist. Nur ein (kleiner) Teil dieser Embryonen besitzt quasi zwei „Elternteile“. Die Mehrzahl entspricht tatsächlich meistens genetisch der Mutterpflanze. Daher scheinen die Zitruspflanzen auch stabil in ihren Gattungen zu sein. Sexuell entstandene Sämlinge wurden früher für Kreuzungen gehalten. Dass dem nicht so ist, wurde erst Ende des 20. Jahrhunderts durch molekulargenetische Untersuchungen belegt, was die gesamte bestehende Gattungseinteilung der Zitruspflanzen quasi über den Haufen geworfen hat. Botaniker befürworten heute wieder eine einzige Gattung für alle Agrumen (wie Linné sie schon erkannte und nannte): Citrus.

Für die Vermehrung im eigenen Garten nimmt man also am besten Stecklinge. Die Pflanzen werden zwar nicht so robust, wie professionell gezogene und veredelte Exemplare. Das fällt aber vermutlich bei dem Zitrusbestand einer Laiengärtnerin wie mir weniger ins Gewicht, da die Schätze ohnehin wie der eigene Augapfel gehätschelt werden. 😉

Grapefruit aus eigenem Anbau

Abschließend ist noch zu sagen, dass die Zitrusfrüchte nicht nur unsere Sinne erfreuen, sondern auch extrem gesund sind. Dafür ist nicht nur das enthaltene Vitamin C verantwortlich. Vielmehr sind es die zahlreichen Flavonoide in den Früchten, die das Vitamin C erst bestens körperverfügbar machen und selber stark antioxidativ wirken. Besonders im weißen Zitrusfleisch sammeln sich diese Stoffe an, weshalb man es – obwohl bitter – bei jeder Gelegenheit mitessen sollte. Man schreibt ihnen entgiftende, entzündungs- und auch krebshemmende Wirkung zu.

Sollten wir jemals die Zeit haben, unsere Terrasse tatsächlich zu einem Wintergarten umzubauen, machen die Zitrusgärtner der Umgebung vermutlich das Geschäft ihres Lebens mit mir. Ich hab mich wirklich in diese Pflanzen verliebt und mir sagen lassen, dass dieser „Zitrus-Virus“ schon viele Menschen befallen und zeitlebens nicht mehr losgelassen hat. Nicht mal Kaiser und Könige hat er verschont, wenn man sich die wunderbaren Orangerien ansieht, die im 18. und 19. Jahrhundert für die Pflanzen gebaut wurden. 😉